Frau am Klemmbrett
sora shimazaki / Pexels
Frau am Klemmbrett
Wie du wann wie viel bekommst

Abfindung: Diese Optionen hast du

Die Abfindung ist wohl ein Thema, mit dem sich viele erst beschäftigen, wenn es ernst wird. Dennoch solltest du wissen, was dir zusteht. Jetzt lesen!

Die Abfindung ist wohl ein Thema, mit dem sich viele erst beschäftigen, wenn es ernst wird. Dennoch solltest du wissen, was dir zusteht. Jetzt lesen!

Mann im Büro
cottonbro studio / Pexels
Mann im Büro

Wann erhältst du eine Abfindung?

In Deutschland kann eine Abfindung aus verschiedenen Gründen gezahlt werden. Es gibt jedoch keinen generellen gesetzlichen Anspruch auf eine Abfindung. Der Anspruch kann sich aus folgenden Quellen ergeben:

  • Gesetzlicher Anspruch bei betriebsbedingter Kündigung: Nach § 1a Kündigungsschutzgesetz (KSchG) hat der Arbeitnehmer Anspruch auf eine Abfindung, wenn der Arbeitgeber ihm aus betriebsbedingten Gründen kündigt. Der Arbeitnehmer hat dann drei Wochen nach Zugang der schriftlichen Kündigung Zeit, eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht zu erheben. Der Arbeitgeber sollte in der Kündigungserklärung darauf hinweisen, dass die Kündigung auf dringende betriebliche Erfordernisse gestützt ist und der Arbeitnehmer bei Verstreichenlassen der Klagefrist eine Abfindung beanspruchen kann.
  • Sozialplan: Bei betriebsbedingten Kündigungen in größeren Unternehmen, insbesondere bei Massenentlassungen, kann ein Sozialplan zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber ausgehandelt werden. Dieser Sozialplan regelt oft die Zahlung von Abfindungen an die betroffenen Mitarbeiter und erspart als Rahmenwerk mühsame Einzelverhandlungen. Ein Teil eines solchen Sozialplans kann auch sein, dass dir bei einem anderen Unternehmen in einem vergleichbaren Bereich eine neue Stelle angeboten wird. Das ist aber nicht immer und oft auch nicht für alle betroffenen Angestellten der Fall.
  • Betriebsvereinbarung oder Tarifvertrag: In manchen Unternehmen und Angestelltenverhältnissen gibt es Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge, die Abfindungen vorsehen, wenn die Arbeitsbeziehung unter bestimmten Voraussetzungen endet.
  • Kündigungsschutzklage: Wenn ein Arbeitnehmer gegen eine Kündigung vor dem Arbeitsgericht klagt (z. B. weil er die Kündigung für sozial ungerechtfertigt hält), kann es zu einem Vergleich kommen, bei dem der Arbeitgeber eine Abfindung zahlt, um den Rechtsstreit zu beenden.
  • Aufhebungsvertrag: Arbeitgeber und Arbeitnehmer können sich einvernehmlich darauf einigen, das Arbeitsverhältnis zu beenden und die Bedingungen (z.B. Abfindung) in einem Aufhebungsvertrag festhalten. Mit der Unterschrift unter einem Aufhebungsvertrag gelten sämtliche Ansprüche an den Arbeitnehmer als abgegolten, das heißt, du hast keine weiteren Ansprüche mehr. Zudem kann damit eine Sperre von finanziellen Leistungen vom Arbeitsamt einhergehen. Informiere dich daher gut, wenn du in eine solche Situation kommst!
  • Besondere Gründe: In seltenen Fällen kann eine Abfindung auch aufgrund besonderer vertraglicher Vereinbarungen oder bei besonderen Umständen, wie etwa bei einer Diskriminierung des Arbeitnehmers, geschuldet sein.
Mann mit Geldscheinen in der Hand
karolina grabowska / Pexels
Mann mit Geldscheinen in der Hand

Wie hoch fällt eine Abfindung aus?

Die Höhe der Abfindung variiert je nach Fall und kann durch Verhandlungen, gesetzliche Vorgaben oder tarifliche Regelungen bestimmt werden. Eine oft genannte Faustformel für die Berechnung der Abfindungshöhe ist ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr, aber dies ist lediglich eine Richtlinie und keine gesetzliche Vorgabe. Bei konkreten Fragen oder im Fall einer Kündigung empfehlen wir dir, dich an einen Fachanwalt für Arbeitsrecht zu wenden. Bei einer Kündigung innerhalb der Probezeit, die besonderen Regelungen unterliegt, wird üblicherweise keine Abfindung bezahlt.

Die wichtigsten Faktoren sind die Sach- und Rechtslage (Gibt es genügend Gründe für eine Kündigung? Wurden alle Voraussetzungen eingehalten?), wie lange du bereits im Unternehmen bist, wie schwerwiegend der Jobverlust für dich ist oder wie gut du oder dein Anwalt verhandeln können und vieles mehr. Tendenziell lässt sich sagen: Je mehr der Arbeitgeber dich loswerden will, desto höher wird die Abfindung ausfallen. In einer solchen Situation kann es tatsächlich sinnvoll sein, das Geld anzunehmen und die Karriereplanung umzustellen.

Sollte ich gegen eine Kündigung klagen?

Nun fragst du dich vielleicht: Warum verpflichtet sich mein Unternehmen überhaupt zur Zahlung einer Abfindung, wenn es keinen Anspruch darauf gibt? Bedenke, dass Arbeitgeber es oft bevorzugen, eine Abfindung zu zahlen, um einen langwierigen und potenziell teureren Gerichtsprozess zu vermeiden. Zudem urteilt ein Gericht nur über die Rechtmäßigkeit einer Kündigung, nicht über das Recht auf Abfindung. Ein solcher Prozess kann sich über Monate oder Jahre ziehen und Urteile sind in solchen Einzelfällen oft schwer vorherzusehen. Stellt das Gericht fest, dass die ursprüngliche Kündigung unwirksam war, wurde das Arbeitsverhältnis aus rechtlicher Sicht nie beendet. Daher kann es für Arbeitgeber im wahrsten Sinne des Wortes günstiger sein, gleich eine Summe anzubieten, statt sich auf das zu einem gewissen Grad unkalkulierbare Wagnis eines Prozesses einzulassen. Gleichzeitig sollten auch Arbeitnehmer nicht zu hoch pokern, auch wenn sie vom Recht eher geschützt werden als Arbeitgeber. Zu hohe Abfindungsforderungen können dazu führen, dass der Arbeitgeber seinerseits auf einen Prozess besteht.

Muss ich Abgaben auf meine Abfindung zahlen?

Abfindungen sind nicht sozialversicherungspflichtig. Dies bedeutet, dass von der ausbezahlten Summe keine Beiträge für Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- oder Pflegeversicherungen abgezogen werden. Beachte aber: Seit 2006 gibt es keine steuerlichen Freibeträge für Abfindungen mehr. Daher sind Abfindungen der Lohnsteuerpflicht unterworfen, werden jedoch aufgrund ihres außergewöhnlichen Charakters als Einkommen steuerlich besser behandelt als ein reguläres Arbeitseinkommen.

Für sie gilt die sogenannte Fünftelungsregelung gemäß § 34 EStG (Einkommensteuergesetz). Mit dieser Regel kann die aufgrund der Steuerprogression relativ stark steigende Steuerlast gemildert werden.

Bei Anwendung der Fünftelungsregelung wird das reguläre Arbeitseinkommen um ein Fünftel der Abfindung erhöht. Dies führt zu einer Steuererhöhung um einen bestimmten Betrag (verglichen mit der Steuer ohne das Fünftel der Abfindung). Dieser erhöhte Betrag wird dann verfünffacht und zu der ohne Abfindung resultierenden Steuer hinzugefügt. Daraus resultiert eine geringere Steuerlast aufgrund der niedrigeren Progressionsstufe. Allerdings: Je höher das Einkommen, desto geringer fällt diese Besserstellung aus.

Fazit

Es gibt einige Situationen, in denen dir vom Arbeitgeber im Falle einer Kündigung eine Abfindung angeboten werden kann. Ob du diese annehmen, nachverhandeln oder die Kündigung sogar rechtlich anfechten solltest, können wir dir natürlich nicht im Einzelnen sagen. Dennoch hoffen wir, dass du mit diesem groben Überblick nun mehr rund um das Thema Abfindung weißt, sodass du im Fall der Fälle vorbereitet bist.