Gehaltsvorstellung formulieren
Die Gehaltsvorstellung ist knifflig! Wir zeigen dir, wie du im Anschreiben / Vorstellungsgespräch überzeugend die Gehaltsvorstellung formulieren kannst.
Die Gehaltsvorstellung ist knifflig! Wir zeigen dir, wie du im Anschreiben / Vorstellungsgespräch überzeugend die Gehaltsvorstellung formulieren kannst.
Zu hoch pokern oder sich unter Wert verkaufen? Viele Bewerber:innen haben Schwierigkeiten, ihre Gehaltsvorstellung richtig zu formulieren. Einerseits willst du ein faires Gehalt aushandeln, andererseits möchtest du im Bewerbungsprozess nicht negativ auffallen. Die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Vorbereitung und Wortwahl kannst du souverän mit dem Thema Gehalt umgehen. In diesem Ratgeber erfährst du, wann und wie du deinen Gehaltswunsch in der Bewerbung angibst, worauf Personalverantwortliche achten, und wie du im Vorstellungsgespräch selbstbewusst darüber sprichst.
In manchen Stellenanzeigen wirst du ausdrücklich aufgefordert, deine Gehaltsvorstellung im Anschreiben zu nennen. Ist das der Fall, solltest du dieser Bitte unbedingt nachkommen. Das zeigt, dass du die Anforderungen der Ausschreibung ernst nimmst und dich schon im Vorfeld mit deiner Vergütungsvorstellung befasst hast. Fehlt ein solcher Hinweis in der Jobanzeige, kannst du in der schriftlichen Bewerbung auf die Gehaltsangabe verzichten. Viele Karriere-Expert:innen empfehlen, den Gehaltswunsch erst im Vorstellungsgespräch zu thematisieren, wenn du nicht ausdrücklich dazu aufgefordert wirst. Dadurch bleibt mehr Raum für Verhandlung und du gewinnst Zeit, das Unternehmen und die genaue Rolle besser kennenzulernen.
Grundsätzlich gilt: Keine Gehaltsvorstellung aus dem Ärmel schütteln! Bevor du irgendeine Zahl nennst, solltest du gut recherchieren und deinen Marktwert realistisch einschätzen. Informiere dich über branchenübliche Gehälter für die angestrebte Position, berücksichtige deine Berufserfahrung, Qualifikationen und den Standort. Als Faustregel kannst du bei einem externen Jobwechsel etwa 10 % mehr Gehalt anpeilen als im vorherigen Job – vorausgesetzt, das liegt im marktüblichen Rahmen. Mit solider Vorbereitung im Rücken kannst du anschließend deine Gehaltsvorstellung formulieren.
Wenn du deine Gehaltsvorstellung im Anschreiben angibst, sollte sie im Schlussteil des Bewerbungsschreibens stehen. In der Regel platzierst du die Gehaltsangabe in den letzten Sätzen deines Anschreibens, oft in Kombination mit der Verfügbarkeit bzw. dem frühestmöglichen Eintrittstermin. Personaler:innen überfliegen Bewerbungen häufig und achten gezielt auf diese Info, also mach es ihnen leicht, sie zu finden.
Wichtig: Gib dein Wunschgehalt immer als Brutto-Jahresgehalt an. Monatsgehälter oder Netto-Beträge sind unüblich und könnten für Verwirrung sorgen. Zusatzleistungen (wie Dienstwagen, Boni, Urlaubsgeld) gehören an dieser Stelle nicht in die Bewerbung – konzentriere dich auf die reine Summe. Auch Floskeln wie "nach Vereinbarung" sind im Anschreiben nicht hilfreich. Personalentscheider:innen erwarten eine konkrete Angabe, wenn sie explizit nach deinem Gehaltswunsch fragen.
Klartext oder Spannbreite? Du kannst entweder einen festen Betrag nennen oder eine Gehaltsspanne angeben. Eine genaue Zahl signalisiert Selbstbewusstsein und klare Vorstellung. Eine Gehaltsspanne zeigt, dass du verhandlungsbereit bist und gibt dem Arbeitgeber etwas Spielraum. Beide Varianten sind legitim. Überlege, was besser zur Situation passt: Bei klar definierten Stellen oder Tarifverträgen kann ein Festbetrag sinnvoll sein, während eine Bandbreite bei Verhandlungen Spielraum lässt.
Eine selbstbewusste Formulierung deiner Gehaltsvorstellung zeugt von Professionalität. Hier sind einige Muster, wie du deinen Gehaltswunsch schriftlich ausdrücken kannst:
Achte darauf, die Zahlen an deine eigene Situation anzupassen und realistisch zu bleiben. Krumme Beträge können übrigens von Vorteil sein: Formulierst du z.B. "46.500 Euro" statt einer glatten Summe, wirkst du gut vorbereitet und überzeugter von deinem Wert. Studien zeigen, dass ungewöhnlich präzise Gehaltsangaben dem Gegenüber signalisieren, dass du dich intensiv mit der Summe beschäftigt hast.
Kommt in der Stellenausschreibung neben dem Gehalt auch der Eintrittstermin zur Sprache, kannst du beide Angaben verbinden. Beispiel: "Ich stehe Ihnen ab dem 1. Oktober zur Verfügung; meine Gehaltsvorstellung liegt bei 45.000 Euro brutto im Jahr." So erhalten Arbeitgeber:innen alle wichtigen Fakten kompakt im letzten Absatz.
Spätestens im Vorstellungsgespräch wird das Thema Gehalt zur Sprache kommen – wenn nicht schon im Anschreiben, dann garantiert im persönlichen Gespräch. Hier heißt es: Ruhe bewahren, freundlich auftreten und zugleich bestimmt formulieren. Personalverantwortliche fragen oft direkt: "Was stellen Sie sich gehaltlich vor?" oder "Wie hoch ist Ihre Gehaltsvorstellung?". Jetzt solltest du eine klare Antwort parat haben.
Die wichtigste Vorbereitung für die Gehaltsfrage im Gespräch ist, deinen Wert zu kennen. Hast du deine Hausaufgaben gemacht (Marktwert ermittelt, Gehaltsrecherchen durchgeführt), kannst du mit gesundem Selbstvertrauen in die Gehaltsverhandlung gehen. Überlege dir im Vorfeld eine konkrete Zahl oder Spanne, die du nennen willst, und leg dir eine Begründung zurecht. Gute Argumente sind zum Beispiel deine einschlägige Berufserfahrung, besondere Fachkenntnisse, hervorragende Abschlüsse oder Weiterbildungen, die einen Mehrwert für die Stelle bringen. Diese Faktoren rechtfertigen ein höheres Gehalt und zeigen, dass du deinen Wert fürs Unternehmen kennst.
Wenn du im Anschreiben bereits einen Gehaltswunsch angegeben hast, bleib im Gespräch konsistent. Weicht deine mündliche Vorstellung plötzlich stark von der schriftlichen ab, wirkt das unprofessionell. Halte dich also an die vorher genannte Größenordnung. Falls sich in der Zwischenzeit durch das erste Kennenlernen der Aufgaben neue Erkenntnisse ergeben haben, kannst du das anmerken, aber ohne drastisch von deiner ursprünglichen Angabe abzuweichen.
Im Gespräch willst du selbstbewusst und überzeugend klingen, ohne forsch aufzutreten. Formuliere deine Gehaltsvorstellung daher freundlich, aber bestimmt. Hier einige Beispiele, wie du dich ausdrücken kannst, wenn die Gehaltsfrage gestellt wird:
Welchen Wortlaut du wählst, hängt von deiner Persönlichkeit und der Situation ab. Wichtig ist, selbstsicher aufzutreten und Blickkontakt zu halten, während du deine Vorstellung nennst. Sprich die Zahl laut und deutlich aus, ohne Zögern oder als Frage intoniert. Danach kannst du kurz pausieren. So signalisierst du, dass dies dein gut durchdachter Vorschlag ist. Gleichzeitig zeigst du dich gesprächsbereit, indem du zum Beispiel anfügst, dass dir auch andere Faktoren wichtig sind oder dass du für Nachfragen offen bist.
Tipp: Vermeide es, dich für deinen Gehaltswunsch zu rechtfertigen, bevor der/die Personaler:in überhaupt reagiert hat. Wer nervös direkt relativiert ("...aber das ist natürlich verhandelbar"), schwächt die eigene Position. Nenne deinen Betrag also erst einmal selbstbewusst und warte die Reaktion ab. In vielen Fällen bewegt man sich dann im Gespräch auf einen Betrag zu, der beide Seiten zufriedenstellt.
Bei der Gehaltsvorstellung können Bewerber:innen auch einiges falsch machen. Hier einige Fettnäpfchen, die du umgehen solltest:
Die Gehaltsvorstellung richtig zu formulieren, ist keine Hexerei – es erfordert vor allem gute Vorbereitung und ein gesundes Selbstvertrauen. Informiere dich im Vorfeld gründlich, damit deine Gehaltsangabe realistisch und marktgerecht ist. Übe ruhig zuhause, deinen Satz mit der Gehaltsvorstellung laut auszusprechen, bis er sich natürlich anfühlt. Im Bewerbungsprozess signalisiert eine klar kommunizierte Gehaltsvorstellung, dass du deinen Wert kennst und offen über Erwartungen sprechen kannst.
Denke daran: Arbeitgeber:innen erwarten von Bewerbenden, dass sie eine Vorstellung vom Gehalt haben. Es ist keine Unverschämtheit, nach angemessener Bezahlung zu streben – im Gegenteil, es zeigt Professionalität. Wenn du freundlich und bestimmt auftrittst, kommt das in der Regel gut an. Sollte die angebotene Vergütung wirklich weit unter deiner Vorstellung liegen, ist es besser, dies ehrlich anzusprechen, als unzufrieden in einen Job zu starten.
Zuletzt: Lass dich nicht entmutigen, wenn das Gehaltsthema dir noch etwas Bauchschmerzen bereitet. Mit jeder Bewerbung und jedem Gespräch gewinnst du an Routine. Und vergiss nicht, dass du mit deiner Arbeit eine Leistung erbringst, die entsprechend honoriert werden sollte. Trau dich also, deinen Gehaltswunsch selbstbewusst zu vertreten!