Europäisches Parlament
Jonas Horsch | pexels
Europäisches Parlament
Hohe Nachfrage, schlechte Bezahlung

Praktikum im Europäischen Parlament

Ihr interessiert euch für ein Praktikum, aber es soll nicht irgendein Praktikum sein? bigKARRIERE stellt euch das Praktikum im EU Parlament vor!

Ein Praktikum im EU-Parlament verleiht eurem Lebenslauf eine Portion Prestige. Doch es gibt auch ein paar Nachteile. Wir liefern euch alle wichtigen Details zum Thema Praktika bei der EU-Institution und debattieren das Pro und Kontra!

Europa Flagge
Dušan Cvetanović | pexels
Europa Flagge

Praktikum im EU-Parlament: Anforderungen an Praktikanten

Unsere Generation lebt längst eine grenzübergreifende Existenz: Party am Mittelmeer, Praktikum in Brüssel, Projektarbeit in Warschau - alles selbstverständlich. Und das ist gut so. Das Herz des größten Friedensprojekts aller Zeiten ist das Europäische Parlament mit Sitz im Belgischen Brüssel. Dort bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für Praktika.

 

• Praktika für Hochschulabsolventen über das Robert-Schuman-Stipendienprogramm mit einem der Schwerpunkte "allgemeine Ausrichtung", "Journalismus" oder "Menschenrechte" ("Sacharow-Preis").

Wichtigste Voraussetzungen: Bachelor oder gleichwertiger Abschluss, Mindestalter 18 Jahre, Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedslandes oder eines Kandidatenlandes, gründliche Kenntnisse in mindestens einer Amtssprache der EU.

Dauer: 5 Monate (keine Verlängerung möglich).

Verdienst: 1 250 Euro.

Chancen: Auf die rund 600 Plätze pro Jahr bewerben sich 25 000 Personen.

 

• Übersetzungspraktika für Hochschulabsolventen.

Wichtigste Voraussetzungen: Bachelor oder gleichwertiger Abschluss, Mindestalter 18 Jahre, Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedslandes oder eines Kandidatenlandes, fließend in mindestens einer Amtssprache der Europäischen Union oder eines Kandidatenlandes plus gründliche Kenntnisse in einer weiteren Amtssprache der EU.

Dauer: 3 Monate (Verlängerung um 3 Monate möglich).

Verdienst: 1 300 Euro.

Chancen: 9 000 Bewerbungen auf etwa 75 Stellen (pro Sprache werden maximal drei Praktikanten genommen).

 

• Ausbildungspraktika in der Übersetzung.

Wichtigste Voraussetzungen: aktuell in einer Ausbildung, die ein Pflichtpraktikum vorschreibt; Mindestalter 18 Jahre, Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedslandes oder eines Kandidatenlandes, fließend in mindestens einer Amtssprache der Europäischen Union oder eines Kandidatenlandes plus gründliche Kenntnisse in einer weiteren Amtssprache der EU.

Dauer: 1 bis 3 Monate (Verlängerung um 3 Monate möglich).

Verdienst: 320 Euro.

Chancen: siehe Übersetzungspraktika für Hochschulabsolventen.

 

• Praktikum bei einem Mitglied des Europäischen Parlaments (MdEP). Diese Praktika richten sich in der Regel an Studenten und Hochschulabsolventen mit ähnlichen politischen Ansichten oder ähnlichem Arbeitsschwerpunkt und sind im Vergleich zu den offiziellen Praktika deutlich flexibler.

Zeitraum, Dauer und Gehalt werden individuell festgelegt. Ein Praktikumsbeginn kann kurzfristig möglich sein und auch Vitamin B verhilft so manchem Praktikanten schneller in ein Politikerbüro.

Aber: Praktika bei MdEPs sind teilweise unbezahlt oder sehr schlecht bezahlt (erfahrungsgemäß herrscht gerade bei den konservativen und liberalen Politikern deutlicher Verbesserungsbedarf in Sachen Praktikantengehalt). Weil es in Belgien keinen Mindestlohn für Praktikanten gibt, entlohnen einige unserer Politiker Praktikanten gemäß deutschem Recht, dann beträgt das Praktikantengehalt 1000 Euro und mehr pro Monat.

Jugendliche auf der wiese
Ben Duchac | unsplash
Jugendliche auf der wiese

Vorteile und Nachteile beim Praktikum im EU-Parlament

Neben dem Blickfang im Lebenslauf ist der soziale Aspekt von Bedeutung. Beim Praktikum im EU-Parlament lernt ihr jede Menge anderer junger Leute aus Europa kennen und knüpft auch beruflich Kontakte. Wer eine politische Karriere anstrebt oder in einer EU-Institution arbeiten möchte, kommt um ein solches Praktikum kaum herum. Häufig dient das Praktikum im Parlament als Karrieresprungbrett.

 

Zu den Nachteilen zählen die starren Zeiträume für Bewerbung und Praktika (bei offiziellen Praktika im EU-Parlament, gilt nicht für MdEP). Die Aufgaben sind nicht unbedingt spannend, teilweise müssen Praktikanten Stapel von Unterlagen mit mehreren farbigen Textmarkern für jede Fraktion einzeln markieren. Und nicht zu vergessen ist das Finanzielle. Brüssel ist ein teures Pflaster. Laut dem DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) belaufen sich die monatlichen Lebenshaltungskosten auf etwa 750 Euro. Das WG-Zimmer allein kostet in der Regel schon um die 500 Euro. Wer sich zu einem unter- oder gar unbezahlten Praktikum bei einem MdEP hinreisen hat lassen, kommt ohne Ersparnisse oder finanzielle Hilfe durch die Eltern in Brüssel kaum über die Runden.

Fazit

Ein Praktikum im EU-Parlament kann eine interessante Erfahrung sein, auch wenn man naturgemäß nur ein sehr kleines Rädchen im Triebwerk der EU darstellt. Wenn ihr Lust darauf habt, ein bisschen über Politik und Bürokratie auf EU-Ebene zu erfahren, könnt ihr euch jedes Jahr um ein Praktikum bewerben. Achtet bei Ausschreibungen von MdEPs unbedingt auf den finanziellen Aspekt und verkauft euch nicht zu billig!