Einmal so richtig die Meinung sagen

"Meinungen sind wie Grundstücke: erstens sind sie zu teuer, und zweitens kann man nicht immer darauf bauen." Dieses Zitat stammt von Dieter Hildebrandt. Wir beleuchten, ob der Kabarettist damit recht hat, wann es sich lohnt, seine Meinung zu sagen und wann es den Konflikt nicht wert ist.

Eine Idee äußern, Kritik üben, einen Rat erteilen – offen und direkt ihre Meinung zu sagen, im beruflichen Umfeld, in der (Hoch-)Schule oder sogar privat, davor haben viele Menschen Hemmungen. Sie trauen es sich nicht. Stattdessen wird geschwiegen oder es werden Andeutungen gemacht. Gewiss, es gibt Situationen, in denen nicht alles sofort gesagt werden muss. Manchmal ist es wirklich besser, sich bedeckt zu halten oder auf einen besseren Zeitpunkt zu warten. Seine Meinung nie zu sagen, ist allerdings auch kein Weg und kann das Selbstwertgefühl negativ beeinflussen. Nie oder selten eine Meinung zu besitzen, lässt die Selbstzweifel sprießen. Und wer Hemmungen davor hat, seine Ansichten kundzutun, leidet oft darunter. Die eigenen Ansichten zu äußern, wirkt befreiend. Zudem hat es weitere positive Effekte:

Wer seine Meinung sagt, wirkt selbstsicher auf andere. Wichtig ist nur, nicht zum "Rechthaber" zu mutieren, sondern weiterhin Offenheit, Kompromissfähigkeit und Zuhörbereitschaft zu wahren.

Wer seine Meinung sagt, fördert den Diskurs. Eine Debatte lebt von Beiträgen und schläft ein, wenn die Ideen und Meinungen versiegen. Seine Ansichten zu äußern und argumentativ zu verteidigen, kann euch zudem gedanklich weiterbringen und für Aha-Erlebnisse sorgen. Ausgesprochen hört sich einiges doch anders an, als es sich im Kopf angefühlt hat.

Wer seine Meinung sagt, kann aufsteigen. Ob beruflich oder privat, Menschen, die ihre Meinung sagen, können sich als Meinungsführer etablieren und von ihrer Meinungsführerschaft profitieren (etwa als Teamleader bei Projekten, Influencer oder Keynotespeaker).

Wer seine Meinung sagt, kann Veränderungen bewirken. Wer weiß, vielleicht ist eure Meinung der Stein des Anstoßes? Wenn ihr schweigt, ändert sich garantiert gar nichts.

Bei der Meinungsäußerung ist nur wichtig, dass ihr höflich bleibt und nie verletzend oder beleidigend werdet. Dann können auch schwierige Wahrheiten ausgesprochen werden.

Dieter Hildebrandt findet Meinungen zu teuer. Das ist natürlich humoristisch überspitzt, doch völlig grundlos machte der Kabarettist diese Aussage nicht. Seine Meinung zu sagen, kann auch negative Effekte haben:

Seine Meinung kundzutun bedeutet auch, sich angreifbar zu machen. Eure Ansichten und Einstellungen könnten für euer Gegenüber kontrovers klingen. 

Seine Meinung zu äußern bedeutet, seine Persönlichkeit ein Stück weit preiszugeben. Jede Meinungsbekundung erlaubt einen Einblick in euren Charakter. Wem der nicht gefällt, der wird euch zukünftig eher nicht wohlgesonnen sein.

Seine Meinung zu sagen kann dazu führen, dass man mit seinen Ansichten alleine dasteht. Im schlimmsten Fall könnten sich andere Mitglieder der Gruppe (Freundeskreis, Arbeitsteam etc.) gegen euch zusammenschließen.

Insgesamt hält sich das Risiko aber in überschaubaren Grenzen. Nur wenn sich Spannungen andeuten oder euer Gegenüber nicht kritikfähig oder sehr aufbrausend ist, kann es klüger sein, die eigene Meinung nicht an die große Glocke zu hängen, um einen Konflikt zu vermeiden.

Wer seine Meinung sagen will, kann sich von der Medizin inspirieren lassen – auf die Dosis kommt es an. Denn hat man zu allem und jedem eine Meinung, ist man im Kollegenkreis schnell als Dr. Oberschlau, Querulant oder Nörgler bekannt. Wer nie eine Meinung hat, gilt hingegen als langweiliger Duckmäuser. Sich eine Meinung zu bilden, ist äußerst wichtig. Zu vielen unterschiedlichen Dingen eine eigene, durchdachte und reflektierte Meinung zu besitzen, hilft bei der Weiterentwicklung eurer Persönlichkeit und schützt euch vor Manipulation.

Weiterführende Links

• Hier findet ihr 7 Gründe, warum es gut ist seine Meinung zu äußern
• Hier erfahrt ihr, wie ihr eure Meinung äußern könnt und Konfrontationen vermeiden
• Wann ihr nicht alles sagen dürft, was ihr wollt