Eine Gruppe von Menschen legt ihre Hände aufeinander
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Eine Gruppe von Menschen legt ihre Hände aufeinander
Was sie machen und für wen sie sinnvoll sind

Gewerkschaften unter der Lupe

Ihr kennt sie alle: Streiks. Für manche nervig, für viele andere ein Segen - denn dank Gewerkschaften kommen Arbeitnehmer oftmals zu ihren Rechten.

Eine Gewerkschaft ist eine auf Dauer angelegte überbetriebliche Vereinigung von Arbeitnehmern (Angestellten, Arbeitern, Beamten). Die Beschäftigten stammen aus der gleichen Branche. Gemeinsam vertreten sie ihre wirtschaftlichen, sozialen, gesellschaftlichen und politischen Interessen gegenüber den Arbeitgebern und der Politik. Primär geht es dabei um die Regulierung der Arbeits- und Ausbildungsbedingungen, also um die Entlohnung, die Arbeitszeit oder den Urlaub. Das Recht darauf, eine Vereinigung zu bilden, um die eigenen Interessen in der Arbeitswelt zu vertreten, ist in Deutschland für alle Beschäftigten in allen Berufen in Artikel 9, Absatz 3 des Grundgesetzes verbrieft.

Insgesamt gibt es hierzulande acht große Gewerkschaften, die unter einem Dachverband, dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), stehen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Gewerkschaften, die nicht zum DGB gehören. Rund sechs Millionen Beschäftigte sind über den DGB organisiert. Für Azubis und Studenten gibt es in vielen Gewerkschaften spezielle Jugendorganisationen. Hier sind die acht großen Gewerkschaften im Überblick. 

Eine Reihe Menschen hält sich in den Armen
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Eine Reihe Menschen hält sich in den Armen

#1: Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)

In der EVG sind beispielsweise Bahnmitarbeiter und Flughafenmitarbeiter organisiert. 

#2: Gewerkschaft der Polizei (GdP)

Die GdP vertritt die Forderungen von Polizisten.

#3: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

Dozenten an wissenschaftlichen Instituten und Volkshochschulen, Schullehrer und Pädagogen in Kindertagesstätten oder Jugendheimen haben sich in der GEW zusammengeschlossen.

#4: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)

Angestellte in der Gastronomie, Bäcker oder Metzger sind in der NGG organisiert.

#5: IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU)

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt vertritt Beschäftigte aus der Baubranche sowie der Land- und Forstwirtschaft. Ob Dachdecker, Gebäudereiniger oder Maler, viele Handwerker sind in der IG Bauen-Agrar-Umwelt organisiert.
 

#6: IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)

Die IG BCE ist die Gewerkschaft für Arbeitnehmer aus den Branchen Bergbau, Chemie und Energie. 

#7: IG Metall (IGM)

Mit über zwei Millionen Mitgliedern ist die IGM die größte Gewerkschaft Deutschlands. Sie vertritt die Interessen von Arbeitnehmern aus den Branchen Holz und Kunststoff, Informations- und Kommunikationstechnologie, Metall und Elektro, Stahl sowie Textil und Bekleidung.

#8: Ver.di

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) vertritt insbesondere Arbeitnehmer im Dienstleistungssektor aber auch in zahlreichen anderen Branchen – etwa Busfahrer, Erzieher, Journalisten, Postboten oder Angestellte im öffentlichen Dienst. 

Eine Frau trägt ein Streikschild und ein Megafon
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Eine Frau trägt ein Streikschild und ein Megafon

Was machen Gewerkschaften?

Gewerkschaften sprechen stellvertretend für alle Mitarbeiter einer Branche und verhandeln mit Arbeitgebern über höhere Entlohnung, bessere Arbeitszeiten oder mehr Urlaub. Auch Dinge wie Ausbildungsbedingungen oder Zusatzleistungen können Gegenstand der Verhandlungen sein. Das Ergebnis wird im Tarifvertrag festgehalten, der in der Regel jedes Jahr aktualisiert wird. Sind Arbeitgeber nicht bereit zu verhandeln, organisieren Gewerkschaften Streiks, um den Druck zu erhöhen. Auch gegenüber politischen Entscheidungsträgern werden Arbeitnehmerinteressen durch Gewerkschaften vertreten. Kommt es zum Streit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, beraten Gewerkschaften ihre Mitglieder und bieten ihnen kostenlosen Rechtsschutz.

Übrigens profitieren auch Nicht-Gewerkschaftsmitglieder von der Arbeit der Gewerkschaften, denn ein Tarifvertrag gilt für alle Arbeitnehmer einer Branche.
 

Sind Gewerkschaften noch notwendig? Für wen sind sie sinnvoll?

Unfaire Arbeitsbedingungen, befristete Verträge, niedrige Löhne – gemeinsam lässt sich gegen solche Dinge besser vorgehen. Müsste jeder Arbeitnehmer alles alleine erkämpfen, wäre Deutschland heute ein ganz anderes Land. Gewerkschaften sind deshalb auch in Zukunft noch erforderlich – nicht zuletzt wegen der fortschreitenden Digitalisierung, die die Arbeitswelt verändern wird. Zwar ist es als junger Mensch meist problemlos möglich auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen, höherem Gehalt oder einer unbefristeten Stelle quer durch die Republik zu ziehen, doch im Zuge des Lebens sinkt diese Flexibilität.

Wer verpartnert ist, Kinder oder zu pflegende Angehörige hat, ist örtlich gebunden und wechselt nicht so einfach seinen Job. Auch bei unspezifischeren Tätigkeiten und in höherem Alter ist die Verhandlungsposition des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber ohne eine Gewerkschaft im Rücken zunehmend schlechter. Gewerkschaften sind deshalb für praktisch alle Berufe und in allen Branchen sinnvoll

Demonstranten rufen in ein Megafon
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Demonstranten rufen in ein Megafon

Fazit

Ein großflächiger Streik kann für Unbeteiligte nervig sein. Doch den Gewerkschaften habt ihr viel zu verdanken, darunter die 40-Stunden-Woche, Urlaubsanspruch oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Auch Tarifverträge gehören dazu. Selbst Nicht-Gewerkschaftsmitglieder profitieren von der Gewerkschaftsarbeit. Je mehr Menschen, übrigens auch Auszubildende und Studierende, Mitglied in einer Gewerkschaft sind, umso mehr kann diese für euch erreichen!