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Ein Treuetest im Job: so reagiert ihr angemessen

Treuetests sind euch nur als Überprüfung der Bereitschaft fremdzugehen bekannt? Tatsächlich gibt es dies auch bei Arbeitgebern. Wir klären euch auf.

Treuetests sind euch vielleicht nur als Überprüfung der Loyalität beziehungsweise der Bereitschaft fremdzugehen von Partnern in Ehen oder anderen Beziehungen bekannt. Tatsächlich entscheiden sich aber immer mehr Arbeitgeber dafür, einen Treuetest im Job durchzuführen. Ihre Motivation ist ebenso unterschiedlich wie die angewandten Methoden. Auch ihr Ziel ist es dabei, die Loyalität beziehungsweise Zuverlässigkeit einer Person auf den Prüfstand zu stellen. Allerdings setzt der Gesetzgeber dafür enge Grenzen. Ihr müsst euch nicht also nicht alles gefallen lassen. Im Folgenden stellen wir euch die gängigen Verfahren für einen Treuetest im Job sowie deren Zweck und Vorgehensweise vor. Außerdem erläutern wir, wie ihr als Arbeitnehmer am besten darauf reagiert.

Offene Treuetests im Job

Amazon und andere führende Handelskonzerne bekennen sich dazu, die Treue ihrer Angestellten regelmäßig zu testen. Zu diesem Zweck bieten sie Beschäftigten nach einer bestimmten Betriebszugehörigkeit eine Weggehprämie an. Damit möchte das Unternehmen keineswegs die Anzahl seiner Angestellten reduzieren. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall: Konzerne wie Amazon haben einen riesigen Bedarf an Mitarbeitern - allerdings nur an motivierten Beschäftigten, die sich mit voller Energie ihren Aufgaben widmen und jeden Tag voller Enthusiasmus arbeiten.

Dieser Absicht liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Beschäftigte, die bereits innerlich gekündigt haben, erhebliche Schäden verursachen. Sie arbeiten unzuverlässig und mit einer hohen Fehlerquote. Außerdem üben sie einen negativen, demotivierenden Einfluss auf ihre Arbeitskollegen aus. Durch die in Aussicht gestellte und beim Verlassen des Unternehmens tatsächlich gezahlte Prämie, die regelmäßig in Höhe eines Vielfachen des Monatsgehalts ausgelobt wird, wollen die Verantwortlichen die Spreu vom Weizen trennen: Idealerweise entscheiden sich alle, die mit ihrer Arbeit unzufriedenen sind, aufgrund der Weggehprämie für einen Jobwechsel. Auf diese Weise bleiben nur die engagierten Mitarbeiter zurück.

Gegen diese Art von Treuetest im Job ist nicht viel einzuwenden. Ihr werdet dabei fair behandelt und habt die freie Wahl zu gehen oder zu bleiben. Durch die transparente Handhabung der Überprüfung, fühlt ihr euch auch nicht betrogen oder ausgenutzt. Ein solcher Test ist in vielen Fällen sogar ein willkommener Anlass für euch, über eure Arbeitssituation nachzudenken und gegebenenfalls einen neuen Job zu suchen.

Gespräch Therapie Besprechung
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Gespräch Therapie Besprechung

Verdeckte Überprüfungen bewährter Mitarbeiter

In Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels kommen Arbeitgeber mitunter auf sonderbare Ideen, um Beschäftigte ans Unternehmen zu binden. Zu diesen zweifelhaften Methoden gehört auch ein Treuetest im Job mithilfe eines Headhunters. Dabei macht euch eine Personalagentur ein scheinbar sehr attraktives Angebot für eine neue Stelle. Die existiert in Wirklichkeit aber gar nicht, sondern übernimmt nur die Funktion eines Lockvogels. Wenn ihr auf diese Job-Offerte eingeht, prüft der Headhunter, unter welchen Voraussetzungen ihr wechselwillig seid. Dabei spielen in der Regel die folgenden Faktoren eine wichtige Rolle:

  • Höheres Gehalt
  • Interessantere Tätigkeit
  • Größere Leitungsspanne

Diese Informationen gibt der Personalexperte anschließend an euren Chef weiter. Der berücksichtigt die Wünsche dann bei nächster Gelegenheit, zum Beispiel in Form einer überraschenden Gehaltserhöhung oder der Übertragung der Verantwortung für ein neues, spannendes Projekt.

Das Ganze dient einzig und allein den Zweck, euch im Betrieb zu halten. Ehrlich gesagt ist dieses Verfahren umständlich und auch aus Arbeitgebersicht gefährlich. Fliegt das Theater auf, fühlen sich die betroffenen Mitarbeiter zu Recht hintergangen. Es wäre wesentlich zielführender, das offene Gespräch zu suchen und euch direkt zu fragen, wie zufrieden ihr mit eurem Job seid und welche Verbesserungsmöglichkeiten ihr seht. Dennoch besteht auch bei dieser Art von Treuetest im Job keine wirkliche Veranlassung, sich zu wehren. Der Chef meint es schließlich sehr gut mit euch. Doch es ist sicherlich sinnvoll, sich bei jedem Anruf eines Headhunters zu fragen, ob ein Treuetest im Job dahinter stecken könnte.

Geheime Tests unliebsamer Mitarbeiter

Ganz anders verhält es sich, wenn die Unternehmensleitung einen verdeckten Treuetest im Job plant, um Beweismaterial gegen Beschäftigte zu sammeln. Dies dient nämlich dem Zweck, eine Abmahnung oder sogar eine verhaltensbedingte Kündigung vorzubereiten. Um einen derartigen Test erfolgreich durchzuführen, arbeiten Unternehmen meist mit einer auf derartige Aufgaben spezialisierten Detektei zusammen. Typische Fälle für die Beauftragung sind die folgenden Verdächtigungen:

  • erschlichene Krankmeldungen
  • Diebstahl von Waren oder Arbeitsmaterial
  • Betrug und Untreue
  • üble Nachrede

Konkret können sich entsprechende Vermutungen ergeben, wenn Mitarbeiter besonders häufig an Montagen und Freitagen wegen Krankheit ausfallen, oder sich beachtliche und unerklärliche Inventurdifferenzen ergeben. Nicht plausible, auffallend hohe Spesenabrechnungen oder Verunglimpfungen des Unternehmens in sozialen Medien wecken in manchen Chefs das Bedürfnis, sich mithilfe von fachkundigen Detektiven Klarheit zu verschaffen. Diese Absicht ist legitim und durchaus nachvollziehbar. Betrügerische und illoyale Mitarbeiter verursachen bei deutschen Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe.

Bei der Organisation von einem Treuetest im Job müssen Vorgesetzte jedoch unbedingt die einschlägigen Gesetze beachten, insbesondere die des Datenschutzes. In jedem Fall ist es unzulässig, aufs Geratewohl wahllos bei beliebigen Mitarbeitern einen Treuetest im Job durchzuführen. Es muss ein begründeter, gerichtsfester Verdacht vorliegen. Die Überwachung erfolgt häufig in Form von Filmaufnahmen, zum Beispiel der Aktivitäten krankgeschriebener Mitarbeiter außer Haus. Auch Videoaufnahmen, die am Arbeitsplatz gedreht werden, sind keine Seltenheit. Damit lassen sich zum Beispiel Diebstähle von Bargeld durch Kassenmitarbeiter leicht aufdecken.

Falls ihr bemerkt, dass euer Chef euch mithilfe einer Detektei überwacht, obwohl ihr keinen Anlass für Verdächtigungen gegeben habt, solltet ihr euch dagegen wehren. Der Betriebsrat beziehungsweise eure Gewerkschaft unterstützt euch dabei. Falls dies nicht möglich sein sollte, könnt ihr auch einen Rechtsanwalt einschalten. In vielen Fällen habt ihr sogar das Recht, Ansprüche auf Schadenersatz geltend zu machen. Unabhängig davon, ist jedoch das Vertrauensverhältnis zwischen euch und eurem Arbeitgeber durch diese unfaire Überprüfung wahrscheinlich schwer und dauerhaft gestört. Deswegen ist es sicherlich das Beste, sich auf lange Sicht nach einem Unternehmen umzusehen, das seine Mitarbeiter besser behandelt.

Fazit: Treuetest im Job - Loyalität ist keine Einbahnstraße

Jedem Arbeitgeber sollte klar sein, dass Vertrauen immer auf Gegenseitigkeit beruht. Daraus folgt, dass Chefs nur dann Loyalität von ihren Mitarbeitern erwarten können, wenn sie sich selbst ehrlich, korrekt und fair verhalten. Ein verdeckter Treuetest im Job widerspricht jedoch diesem Prinzip. lhr solltet eine derartige Überprüfung stets als Indikator für mangelnde Wertschätzung auffassen und eure Konsequenzen daraus ziehen.