Marktwert-Check
"Bewerben Sie sich mit Ihrem frühestmöglichen Eintrittstermin und Gehaltsvorstellungen." Klingt gut, aber was bin ich wert? Unsere Tipps helfen bei Gehaltsverhandlungen.
"Bewerben Sie sich mit Ihrem frühestmöglichen Eintrittstermin und Gehaltsvorstellungen." Klingt gut, aber was bin ich wert? Unsere Tipps helfen bei Gehaltsverhandlungen.
Gehaltsverhandlungen im Bewerbungsgespräch erfüllen einen wichtigen Zweck: Personaler vervollständigen damit Ihr Bild von eurer Person. Ihr zeigt, in wieweit ihr in der Lage seid, euch gut und angemessen zu verkaufen. Ob ihr euch dabei über oder unter Wert verkauft, hat Folgen. Das Thema Gehaltsvorstellung kommt im Anschreiben und im Bewerbungsgespräch meist am Schluss auf den Tisch. Aus gutem Grund: Personaler vergleichen die Höhe eures Gehaltsvorschlags mit dem, was ihr über euch und euren beruflichen Erfahrungsschatz zuvor ausgesagt habt. Ergibt sich daraus für den Personaler oder den Vorgesetzen ein rundes Bild, Test bestanden und der Job könnte bald euch gehören. Wenn nicht, wird es schwierig.
Zwei Alternativen sind dann möglich. Egal, ob unter Wert verkauft oder zu hoch gepokert, ihr fallt sofort durch das ausgeschriebene Job-Raster. Wenn sich Arbeitgeber dennoch darauf einlassen, wird die neue Stelle für euch kein Zuckerschlecken. Nachverhandlungen sind bei einem zu geringen Gehalt zumindest in der Probezeit kaum möglich. Mag der Lohnzettel euch auch noch so wütend machen. Wer zu viel verlangt hat, für den kann der Arbeitsalltag zum Spießrutenlauf werden. Die Anforderungen sind plötzlich zu hoch. Bloß nicht anmerken lassen, dass an der ein oder anderen Stelle Wissenslücken klaffen.
Eine gute Vorbereitung ist das A und O, um erfolgreich aus einem Verdienstgespräch zu gehen. Die richtige Strategie ist dabei ebenso entscheidend. Freitags sind Chefs zum Beispiel besser gelaunt als montags. Jahresbudgets werden außerdem in den Monaten November bis Januar neu geplant und verteilt. Setzt eure Verhandlungen am besten in die Monate November oder Januar. Keinesfalls in den Dezember. In der Weihnachtszeit machen Chefs um Gehaltsthemen allzu gern einen riesen Bogen. Folgende Punkte solltet ihr bei eurer Einschätzung beachten:
Gerade zum Berufsstart ist der Ausbildungsgrad entscheidend. Habt Ihr eine Ausbildung oder sogar studiert? Laut dem Arbeitgeberbewertungsportal liegen die Gehälter bei Akademikern im Durchschnitt um 35 Prozent höher. Aber auch unter Akademikern gilt es zu differenzieren: So können BWLer oder Mediziner bereits zum Berufsstart zum Teil mit 50.000 Euro und mehr rechnen. Geisteswissenschaftler müssen hingegen mit Einstiegsgehältern von jährlichen 30.000 Euro auskommen. Warum dieser Unterschied? Politikwissenschaftler und Co. verfügen zwar über umfassendes Allgemeinwissen, doch sind ihre Fähigkeiten für viele Unternehmen zu wenig konkret. Daher müssen Geisteswissenschaftler zunächst intensiver an ihrem Berufsprofil arbeiten.
Ein Beispiel: im bundesweiten Vergleich sind die Durchschnittsgehälter aller Branchen in München am höchsten. Kein Wunder: die Lebenshaltungskosten erreichen ebenfalls Spitzenwerte. Ein weiterer Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden sollte: München thront auf den Schultern von sechs deutschen DAX-Konzernen. Der Standort spielt also für den Ausgang der Verhandlungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Und die Art des Unternehmens sowie die Branche. Tourismus ist mit der Automobilindustrie kaum zu vergleichen. Ein deutlicher Unterschied besteht ebenso zwischen Konzernen und mittelständischen Unternehmen. Wer bei BMW arbeitet, hat wohl gehaltstechnisch alles richtig gemacht. Mit fast schon unverschämten Gehältern jonglieren Personaler aus Großkonzernen. Im Vergleich dazu wirken Löhne beispielsweise aus Agenturen schon lächerlich.
Einfache Frage, die Antwort fällt allerdings den meisten Bewerbern schwer. Das Anforderungsprofil ist zwar in allen Branchen ähnlich, doch unterscheidet es sich von Unternehmen zu Unternehmen in einigen Punkten. Seid Ihr Bewerber? Dann macht euch ein möglichst genaues Bild von der Position und versucht, euch nicht von irgendwelchen Wunschvorstellungen leiten zu lassen.
Auch Mitarbeiter, die bereits die Position besetzen, sollten sich die ehrliche Frage stellen, ob sie für die Stelle wirklich gemacht sind. Nur, wer wirklich Lust auf einen Job hat, bringt Ideen vor und ist ein höheres Gehalt auch wert. Sobald Vorgesetzte merken, dass ihr eigentlich nicht wollt und euch fehl am Platz fühlt, haben sie das Zepter bei Verhandlungen in der Hand.
Klingt zwar wie aus einem Werbespot, doch einem Gehaltsvergleich solltet ihr euch dennoch unterziehen. Nur so erfahrt ihr, wo ihr steht und wie viel ihr verlangen könnt. Vergesst den Leitsatz, den Deutsche bereits mit der Muttermilch aufgesogen haben: „Über Geld redet man nicht“. Unser Tipp: Wer über sein Verdienstproblem redet, kommt schneller zu einer Lösung. Also Mund auf und das Thema anschneiden. Wagt den ersten Vorstoß im Freundeskreis. Bei Kollegen wird es schwieriger. Vielleicht habt ihr aber noch Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern, die eine Position ausgefüllt haben wie ihr. Ihnen sollte es leichter fallen über Geld zu reden.
Wenn ihr niemanden kennt, der in eurer Branche gearbeitet hat, helfen auch Vergleichsportale oder Jobbörsen für den Marktwertcheck weiter. Die dortigen Gehaltsangaben ergeben sich in der Regel aus den Durchschnittswerten ihrer Mitglieder. Jeder, der sich anmeldet, wird automatisch aufgefordert, die Höhe seines Jahresgehalts anzugeben. Da allerdings die Mitgliederanzahlen von Portal zu Portal schwanken, ergeben sich deutliche Unterschiede bei den Durchschnittswerten. Es empfiehlt sich also, die Angaben mehrerer Portale zu vergleichen.
Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit bietet sich als weitere Alternative an. Ebenso hilfreich sind Gehaltstabellen von Verbänden. Diese veröffentlichen regelmäßige Studien zu unterschiedlichen Berufsbranchen. Neben aktuellen Gehältern bieten diese oft auch Informationen zu Tendenzen und Perspektiven innerhalb der Branche. Ein weiterer Tipp: Fast alle Gewerkschaften veröffentlichen die Aktuellen Tariftabellen der jeweiligen Branche. Solltet ihr vertraglich nach Tarif bezahlt werden, könnt ihr euren Verdienst sogar auf den Cent genau dort ablesen.
Nicht meckern sondern handeln! Wer unzufrieden ist und weiß, dass er zu wenig verdient, sollte schnell das Gespräch zu seinen Vorgesetzten suchen. Bevor es zu spät ist. Andernfalls verfallt ihr schnell in den miesepetrigen Alltagstrott und vergiftet unter Umständen noch die gesamte Arbeitsatmosphäre. Sollte euch noch etwas an euren Unternehmen liegen: Mund auf. Wenn nicht: Verabschiedet euch von eurem Arbeitgeber, checkt den Marktwert und sucht euch etwas Neues. Ob als Bewerber oder etablierter Mitarbeiter, ihr solltet vor dem Gehaltsgespräch folgende Punkte beachten:
Weiterführende Literatur: