Zwei Arme
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Zwei Arme
Warum Meinungsäußerungen wichtig sind

Einmal so richtig die Meinung sagen

Offen und direkt ihre Meinung zu sagen, davor haben viele Menschen Hemmungen. Wir beleuchten, wann es sich lohnt, seine Meinung zu sagen und wann nicht.

"Meinungen sind wie Grundstücke: erstens sind sie zu teuer, und zweitens kann man nicht immer darauf bauen." Dieses Zitat stammt von Dieter Hildebrandt. Wir beleuchten, ob der Kabarettist damit recht hat, wann es sich lohnt, seine Meinung zu sagen und wann es den Konflikt nicht wert ist.

Warum du deine Meinung äußern solltest

Es gibt gute Gründe, sich nicht zurückzuhalten:

  • Mut zeigen und Respekt ernten: Wer Missstände anspricht, beweist Zivilcourage und schützt vor Fehlentscheidungen. Souverän geäußerte Kritik bringt dir Respekt, auch wenn andere nicht sofort zustimmen.
  • Veränderungen voranbringen: Diskussionen dienen der Wahrheitsfindung. Wenn du deine Sichtweise einbringst, können neue Ideen entstehen oder veraltete Ansichten hinterfragt werden.
  • Lernen und korrigieren: Austausch ermöglicht es dir, Gegenargumente zu hören. Wenn du einen Irrtum erkennst, kannst du deine Position revidieren und daraus lernen.
  • Psychische Gesundheit fördern: Eine Kultur, in der Mitarbeitende ihre Meinung äußern können, verbessert das Wohlbefinden und die Produktivität. Sie fühlen sich gesehen und wertgeschätzt und haben weniger Angst vor Burn-Out.
  • Psychologische Sicherheit schaffen: In Teams, die psychologisch sicher sind, trauen sich Kolleg:innen, Ideen zu teilen und Probleme anzusprechen. Das fördert Kreativität und führt zu besseren Ergebnissen.
  • Karrierechancen nutzen: Gute Kommunikation und klare Meinungsäußerungen verbessern das Betriebsklima und eröffnen berufliche Möglichkeiten.

Typische Barrieren: Warum fällt uns das Reden schwer?

Viele Menschen zögern, sich zu äußern. Angst vor Ablehnung, Unsicherheit und Gruppendruck sind häufige Gründe. In totalitären Kulturen oder unter starker Hierarchie herrscht konformistischer Druck – eigene Sichtweisen werden ausgeschlossen. Auch introvertierte Personen verarbeiten Informationen intensiver und überlegen länger, bevor sie sprechen.

Vorlage, wie du die Meinung sagen kannst

Hier ist eine simple Vorlage, mit der du deine Meinung strukturiert und respektvoll äußern kannst:

1. Einstieg: eigenes Anliegen benennen

  • Meiner Meinung nach …
  • Ich bin der Ansicht, dass …
  • Ich habe mir dazu Gedanken gemacht und denke …

2. Begründung: Argumente oder Erfahrungen anführen

  • Das liegt daran, dass …
  • Meine Erfahrung zeigt, dass …
  • Ein wichtiger Punkt für mich ist …

3. Blickwinkel erweitern: andere Sichtweisen anerkennen

  • Mir ist bewusst, dass es dazu verschiedene Ansichten gibt.
  • Ich verstehe auch die Argumente von …

4. Schluss: konstruktiver Abschluss oder Frage

  • Deshalb schlage ich vor …
  • Wie siehst du das?
  • Lass uns gemeinsam nach einer Lösung suchen.
Frau mit Sonnenbrille
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Frau mit Sonnenbrille

Meinung sagen kann auch gefährlich werden

Dieter Hildebrandt findet Meinungen zu teuer. Das ist natürlich humoristisch überspitzt, doch völlig grundlos machte der Kabarettist diese Aussage nicht. Seine Meinung sagen, kann auch negative Effekte haben:

Seine Meinung kundzutun bedeutet auch, sich angreifbar zu machen. Deine Ansichten und Einstellungen könnten für dein Gegenüber kontrovers klingen. 

Seine Meinung sagen bedeutet, seine Persönlichkeit ein Stück weit preiszugeben. Jede Meinungsbekundung erlaubt einen Einblick in deinen Charakter. Wem der nicht gefällt, der wird dir zukünftig eher nicht wohlgesonnen sein.

Seine Meinung zu sagen kann dazu führen, dass man mit seinen Ansichten alleine dasteht. Im schlimmsten Fall könnten sich andere Mitglieder der Gruppe (Freundeskreis, Arbeitsteam etc.) gegen dich zusammenschließen.

Insgesamt hält sich das Risiko aber in überschaubaren Grenzen. Nur wenn sich Spannungen andeuten oder dein Gegenüber nicht kritikfähig oder sehr aufbrausend ist, kann es klüger sein, die eigene Meinung nicht an die große Glocke zu hängen, um einen Konflikt zu vermeiden.

Der Unterschied von Meinung sagen und gemein sein

Der Unterschied zwischen „seine Meinung sagen“ und „gemein sein“ liegt vor allem in der Haltung und dem Ziel der Aussage. Wenn du deine Meinung äußerst, erklärst du sachlich, wie du etwas findest, und bringst nachvollziehbare Argumente vor, ohne die Person dahinter anzugreifen – damit förderst du den Dialog und respektierst die Persönlichkeitsrechte anderer. Gemeinheiten oder Schmähkritik dagegen verfolgen keinen konstruktiven Zweck, sondern dienen allein der Herabwürdigung der betroffenen Person – sie fehlen ein sachlicher Bezug und zielen darauf ab, jemanden zu diffamieren. Nach deutschem Recht endet die Meinungsfreiheit dort, wo andere aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder anderer Merkmale diffamiert werden, denn bei Beleidigungen wird die Person selbst angegriffen und nicht deren Verhalten oder Einstellung.

Sei dir immer dem Ziel deiner Aussage bewusst!

Fazit

Wer seine Meinung sagen will, kann sich von der Medizin inspirieren lassen – auf die Dosis kommt es an. Denn hat man zu allem und jedem eine Meinung, ist man im Kollegenkreis schnell als Dr. Oberschlau, Querulant oder Nörgler bekannt. Wer nie eine Meinung hat, gilt hingegen als langweiliger Duckmäuser. Sich eine Meinung zu bilden, ist äußerst wichtig. Zu vielen unterschiedlichen Dingen eine eigene, durchdachte und reflektierte Meinung zu besitzen, hilft bei der Weiterentwicklung deiner Persönlichkeit und schützt dich vor Manipulation.

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