Einmal so richtig die Meinung sagen
Offen und direkt ihre Meinung zu sagen, davor haben viele Menschen Hemmungen. Wir beleuchten, wann es sich lohnt, seine Meinung zu sagen und wann nicht.
Offen und direkt ihre Meinung zu sagen, davor haben viele Menschen Hemmungen. Wir beleuchten, wann es sich lohnt, seine Meinung zu sagen und wann nicht.
"Meinungen sind wie Grundstücke: erstens sind sie zu teuer, und zweitens kann man nicht immer darauf bauen." Dieses Zitat stammt von Dieter Hildebrandt. Wir beleuchten, ob der Kabarettist damit recht hat, wann es sich lohnt, seine Meinung zu sagen und wann es den Konflikt nicht wert ist.
Es gibt gute Gründe, sich nicht zurückzuhalten:
Viele Menschen zögern, sich zu äußern. Angst vor Ablehnung, Unsicherheit und Gruppendruck sind häufige Gründe. In totalitären Kulturen oder unter starker Hierarchie herrscht konformistischer Druck – eigene Sichtweisen werden ausgeschlossen. Auch introvertierte Personen verarbeiten Informationen intensiver und überlegen länger, bevor sie sprechen.
Hier ist eine simple Vorlage, mit der du deine Meinung strukturiert und respektvoll äußern kannst:
1. Einstieg: eigenes Anliegen benennen
2. Begründung: Argumente oder Erfahrungen anführen
3. Blickwinkel erweitern: andere Sichtweisen anerkennen
4. Schluss: konstruktiver Abschluss oder Frage
Dieter Hildebrandt findet Meinungen zu teuer. Das ist natürlich humoristisch überspitzt, doch völlig grundlos machte der Kabarettist diese Aussage nicht. Seine Meinung sagen, kann auch negative Effekte haben:
Seine Meinung kundzutun bedeutet auch, sich angreifbar zu machen. Deine Ansichten und Einstellungen könnten für dein Gegenüber kontrovers klingen.
Seine Meinung sagen bedeutet, seine Persönlichkeit ein Stück weit preiszugeben. Jede Meinungsbekundung erlaubt einen Einblick in deinen Charakter. Wem der nicht gefällt, der wird dir zukünftig eher nicht wohlgesonnen sein.
Seine Meinung zu sagen kann dazu führen, dass man mit seinen Ansichten alleine dasteht. Im schlimmsten Fall könnten sich andere Mitglieder der Gruppe (Freundeskreis, Arbeitsteam etc.) gegen dich zusammenschließen.
Insgesamt hält sich das Risiko aber in überschaubaren Grenzen. Nur wenn sich Spannungen andeuten oder dein Gegenüber nicht kritikfähig oder sehr aufbrausend ist, kann es klüger sein, die eigene Meinung nicht an die große Glocke zu hängen, um einen Konflikt zu vermeiden.
Der Unterschied zwischen „seine Meinung sagen“ und „gemein sein“ liegt vor allem in der Haltung und dem Ziel der Aussage. Wenn du deine Meinung äußerst, erklärst du sachlich, wie du etwas findest, und bringst nachvollziehbare Argumente vor, ohne die Person dahinter anzugreifen – damit förderst du den Dialog und respektierst die Persönlichkeitsrechte anderer. Gemeinheiten oder Schmähkritik dagegen verfolgen keinen konstruktiven Zweck, sondern dienen allein der Herabwürdigung der betroffenen Person – sie fehlen ein sachlicher Bezug und zielen darauf ab, jemanden zu diffamieren. Nach deutschem Recht endet die Meinungsfreiheit dort, wo andere aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder anderer Merkmale diffamiert werden, denn bei Beleidigungen wird die Person selbst angegriffen und nicht deren Verhalten oder Einstellung.
Sei dir immer dem Ziel deiner Aussage bewusst!
Wer seine Meinung sagen will, kann sich von der Medizin inspirieren lassen – auf die Dosis kommt es an. Denn hat man zu allem und jedem eine Meinung, ist man im Kollegenkreis schnell als Dr. Oberschlau, Querulant oder Nörgler bekannt. Wer nie eine Meinung hat, gilt hingegen als langweiliger Duckmäuser. Sich eine Meinung zu bilden, ist äußerst wichtig. Zu vielen unterschiedlichen Dingen eine eigene, durchdachte und reflektierte Meinung zu besitzen, hilft bei der Weiterentwicklung deiner Persönlichkeit und schützt dich vor Manipulation.