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Versteckte Botschaften

Arbeitszeugnis richtig deuten

Entschlüssele dein Arbeitszeugnis! Wir zeigen dir, wie du die Botschaften richtig verstehst und erfährst, was dein Chef wirklich über dich denkt.

Arbeitszeugnisse sind mehr als nur formale Dokumente, die das Ende deiner Beschäftigung zusammenfassen. Sie reflektieren deine berufliche Leistung und Kompetenz, entscheiden über deine zukünftige Karriere und beeinflussen Recruiter bei der Auswahl von potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten. Wir geben dir einen kurzen Einblick, warum sie so wichtig sind, wie du sie optimal nutzt und wie du mit einem schlechten Zeugnis umgehst.

Unterschrift unter dem Arbeitszeugnis
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Unterschrift unter dem Arbeitszeugnis

Welche Arbeitszeugnisse gibt es?

Ein Arbeitszeugnis ist ein wichtiges, schriftliches Dokument, das dein Arbeitgeber ausstellt, um deine berufliche Leistung und Qualifikationen zu dokumentieren.  Es dient dazu, Informationen über die Arbeitsgeschichte und die Fähigkeiten einer Person zu dokumentieren. Es gibt verschiedene Arten von Arbeitszeugnissen, je nach deinem Arbeitsbereich und der Dauer deiner Beschäftigung. Arbeitszeugnisse sind wichtig, da sie bei der Suche nach neuen beruflichen Möglichkeiten oder bei der Beurteilung der Eignung eines Mitarbeiters für eine neue Position verwendet werden können.

Grundsätzlich kannst du zwischen zwei Hauptarten von Arbeitszeugnissen unterscheiden, die in ihrer Informationsdichte und Aussagekraft deutlich voneinander abweichen: das einfache Arbeitszeugnis und das qualifizierte Arbeitszeugnis.

Das einfache Arbeitszeugnis beinhaltet die grundlegenden Informationen, wie die Beschäftigungsdauer, die Position und die Art der Tätigkeit des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin. In der Regel bekommst du hier keine detaillierte Bewertung deiner Leistung oder deines Verhaltens, wodurch es kürzer und weniger detailliert ausfällt. Dieses Zeugnis ist sinnvoll, wenn lediglich eine Bestätigung der Beschäftigung benötigt wird.

Im Gegensatz dazu enthält das qualifizierte Arbeitszeugnis neben den oben genannten Basisinformationen auch eine umfassende Beurteilung deiner Arbeitsleistung und deines Verhaltens. Hier werden Stärken und Erfolge herausgestellt, und eine differenzierte Einschätzung deiner Fähigkeiten und Qualitäten erfolgt. Ein qualifiziertes Zeugnis zeichnet sich durch präzise und positive Leistungsbeschreibungen aus, wodurch es dir wertvolles Feedback für zukünftige Bewerbungen und Karrierechancen bietet kann.

Wie verstehe ich den Inhalt meines Arbeitszeugnisses richtig?

Obwohl viele Arbeitszeugnisse auf den ersten Blick ähnlich scheinen, stecken in den konkreten Formulierungen wertvolle Informationen. Das Detail kann in einigen Fällen entscheidend sein. Denn die gewählten Sätze sind meist nicht zufällig, sondern folgen einem Code, der als „Zeugnissprache“ bezeichnet wird. Damit können Firmen deine Performance und dein Verhalten während deiner Anstellung genau zu beurteilen. Damit du die Notenskala richtig deuten und verstehen kannst, ist hier eine kurze Übersicht:

  • „Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ (Note „sehr gut“): Du hast die Erwartungen mehr als nur erfüllt und überragende Ergebnisse erzielt hast.
  • „Stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ (Note „gut“): Hiermit wird ausgedrückt, dass du stets gute Arbeit abgeliefert hast und die Vorgaben deines Arbeitgebers erfüllt hast.
  • „Stets zu unserer Zufriedenheit“ (Note „befriedigend“): Im Grunde genommen hast die Anforderungen deines Arbeitgebers erfüllt, aber es besteht Potenzial zur Steigerung.
  • „Zu unserer Zufriedenheit“ (Note „ausreichend“): Hiermit wird ausgedrückt, dass du die grundlegenden Anforderungen erfüllt hast, aber es besteht erheblicher Spielraum zur Verbesserung.
  • „Im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit“ (Note „mangelhaft“): Deine Leistungen sind unter den Erwartungen geblieben und eine Verbesserung ist nötig.
  • „Er/sie hat sich bemüht“ (Note „ungenügend“): Dies ist eine äußerst negative Beurteilung und verweist darauf, dass deine Leistung den Anforderungen nicht genügte.

Ein Arbeitszeugnis muss aber immer mindestens die Beurteilung „befriedigend“ erhalten. Niedrigere Bewertungen müssen von der Führungsebene begründet werden. Außerdem repräsentieren diese Aussagen nur einen Teil der Zeugnissprache. Natürlich gibt es viele weitere Formulierungen, die in einem Arbeitszeugnis verwendet werden können.

Was sollte ich tun, wenn ich ein schlechtes Arbeitszeugnis bekomme?

Wenn du mit einem schlechten Arbeitszeugnis konfrontiert wirst, bewahre zunächst erstmal Ruhe und gerate nicht in Panik. Als Nächstes solltest du dein Zeugnis gründlich zu analysieren, um die genauen Gründe für die negativen Formulierungen oder Bewertungen zu verstehen. 

Solltest du der Ansicht sein, dass das Zeugnis ungerecht oder ungenau ist, kannst du in einem respektvollen Gespräch mit deinem Arbeitgeber versuchen, eine Lösung zu finden. 

Wenn du möchtest, kannst du dir auch professionelle Unterstützung von einem Anwalt, einem Karriereberater oder einem Experten für Arbeitszeugnisse holen, um herauszufinden, wie du am besten mit dieser Situation umgehen kannst. 

Sind die Bewertungen berechtigt, solltest du langfristig versuchen, an der Verbesserung deiner beruflichen Fähigkeiten und Leistung zu arbeiten, um zukünftige Zeugnisse positiver ausfallen zu lassen und deine berufliche Laufbahn zu stärken.

Also, bleib cool und lass dich nicht entmutigen!

Fazit

Wenn du, zum Beispiel als Zwischenzeugnis nach einem Volontariats- oder Trainee-Programm, ein Zwischenzeugnis oder am Ende eines Arbeitsverhältnisses ein vollständiges Arbeitszeugnis erhältst, lohnt es immer, sich den Inhalt genau anzuschauen. Der Grund dafür ist einfach: Was auf den ersten Blick nach einer positiven Leistungsbewertung aussieht – etwa durch die Aussage, dass die Aufgaben “zur Zufriedenheit” des Arbeitgebers erfüllt wurden, kann in Wahrheit alles andere als positiv sein. Grundsätzlich gilt: Je übertriebener deine Leistung hervorgehoben wird, desto besser war sie. So entspricht etwa nur die Leistungsbewertung“ stets zu unserer vollsten Zufriedenheit” tatsächlich einer sehr guten Leistungsbewertung. Erhältst du ein schlechtes Arbeitszeugnis, muss der Arbeitgeber dies begründen. Suche daher unbedingt das Gespräch mit deinem Arbeitgeber oder sogar mit einer Rechtsberatung, die auf Arbeitsrecht spezialisiert ist.