Kommunikation:
Jeder sollte das Vier-Ohren-Modell kennen
2020-03-06T10:45:20+01:00
Wahrscheinlich habt ihr euch auch schon einmal missverstanden gefühlt oder konntet euer Gegenüber nicht richtig verstehen. "Du verstehst mich einfach nicht." ist ein Satz, den wir wahrscheinlich alle schon einmal gehört oder gesagt haben. Und daran kann etwas Wahres dran sein. In der Kommunikation gibt es immer einen Sender und einen Empfänger. Das Gesagte kann auf unterschiedliche Weise verstanden und auf mehreren Ebenen interpretiert werden. Hier kommt das Vier-Ohren-Modell ins Spiel. Das Vier-Ohren-Modell hilft euch, das Gesagte besser einzuordnen und entsprechend zu reagieren.
Vier-Ohren-Modell - was ist das eigentlich?
Das Vier-Ohren-Modell wurde von dem Hamburger Psychologen und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Dieses Kommunikationsmodell ist auch als Vier-Seiten-Modell, Nachrichtenquadrat und Kommunikationsquadrat bekannt. Beim Vier-Ohren-Modell geht man von der Annahme aus, dass jede Aussage eines Menschen auf vier verschiedenen Ebenen interpretiert werden kann. Zum einen verpackt der Sender in seiner Äußerung also vier verschiedene Informationen. Zum anderen kann der Empfänger, die Äußerung auf einer oder mehreren Ebenen interpretieren. Man spricht auch davon, dass der Sender mit vier "Schnäbeln" redet und der Empfänger mit vier "Ohren" zuhört. Auf diese Weise kann es sowohl im Privat- als auch im Berufsleben zu Missverständnissen kommen.
Beim Vier-Ohren-Modell geht man von folgenden vier Ebenen aus:
- Sachebene
- Selbstoffenbarung
- Beziehung
- Appell

Vier-Ohren-Modell - die vier Ebenen
Beim Vier-Ohren-Modell geht man davon aus, dass eine Botschaft nicht nur sachliche Informationen enthält, sondern auch auf drei weiteren Ebenen wirksam werden kann. Jede Äußerung enthält daher mehrere Botschaften und kann auf mehrere Arten verstanden werden. Friedemann Schulz von Thun hat dieses Kommunikationsmodell in seinem Fachbuch "Miteinander reden" veröffentlicht. Weil Sender und Empfänger auf vier Ebenen reden und zuhören, sind Missverständnisse in der Kommunikation vorprogrammiert. Wir wollen uns die vier Ebenen einmal näher anschauen.
Sachebene
Auf der Sachebene geht es um die reine Information. Das heißt, es geht um Daten und Fakten. Für den Empfänger gilt es zu entscheiden, ob der sachliche Inhalt wahr oder unwahr sowie relevant oder irrelevant ist. Es müssen ausreichend Informationen enthalten sein.
Selbstoffenbarung
Auf dieser Ebene gibt der Sender etwas über sich preis. Gefühle, Werte, Bedürfnisse und Ansichten können kommuniziert werden. Diese Selbstoffenbarung kann ganz deutlich oder eher subtil sein.
Beziehung
Auf der Beziehungsebene wird klar, wie der Sender den Empfänger sieht. Die Art wie wir mit unserem Gegenüber sprechen, gibt Aufschluss darüber, wie wir zueinanderstehen. Der Empfänger kann sich durch die Botschaft geliebt, geschätzt oder herabgewürdigt fühlen. Tonfall, Gestik und Mimik spielen hier eine wichtige Rolle.
Appell
Auf der Appellebene wird deutlich, was der Sender vom Empfänger erwartet. Anweisungen, Wünsche, Bitten oder Ratschläge können auf der Appellebene kommuniziert werden. Der Appell kann klar kommuniziert oder eher verdeckt und subtil angebracht werden.
Klare Kommunikation im Beruf
Der Sender hat die Aufgabe, eine Nachricht zu übermitteln. Der Empfänger hat die Aufgabe, die Nachricht zu entschlüsseln. Sprache, Schrift und Körpersprache des Senders spielen hierbei eine wichtige Rolle. Wenn ihr die Erkenntnisse des Vier-Ohren-Modells für eine bessere Kommunikation im Berufsalltag nutzen möchtet, solltet ihr Folgendes beachten:
- Lasst Ironie völlig raus aus eurer Kommunikation. Für eine reibungslose Kommunikation ist es besser, auf ironische Bemerkungen zu verzichten.
- Möchtet ihr eine Bitte oder einen Wunsch vortragen, achtet auf Klarheit. Formuliert ganz klar, was ihr euch wünscht. Euer Gegenüber kann keine Gedanken lesen und versteht womöglich nur ganz klare Aufforderungen.
- Wenn ihr der Empfänger einer Nachricht seid und nicht wisst, ob ihr diese richtig verstanden habt, fragt nach.
Trotz aller Bemühungen könnt ihr nicht immer sicher wissen, dass das Gesagte richtig beim Gegenüber ankommt. Der Empfänger kann die Nachricht auf seine eigene Weise interpretieren. Vielleicht war die Aussage auch sehr komplex oder ihr habt diese nicht präzise genug formuliert. Je nach Tagesform und den kognitiven Fähigkeiten des Empfängers kann das Gesagte auch anders interpretiert werden, als von euch vorgesehen. Wann immer ihr merkt, dass eure Äußerung nicht wie gedacht angekommen ist, könnt ihr nachfragen. Vielleicht ist noch etwas unklar und ihr müsst noch präziser werden.
Fazit
Egal, ob ihr gerade Empfänger oder Sender einer Nachricht seid, es lohnt sich immer, über die vier Ebenen des Vier-Ohren-Modells nachzudenken. Wie war das gemeint? Wie könnte das bei meinem Gegenüber ankommen? Im Zweifelsfall fragt ihr nach und lasst euch das Gesagte noch einmal erklären. Übt euch in klarer Kommunikation ohne ironische Untertöne und formuliert wichtige Aussagen besonders präzise.
Weiterführende Links