Zwei Männer am Laptop
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Zwei Männer am Laptop
Sinnvolle Ergänzung oder wahlloses Wissen?

Studium mit Nebenfach

Bei der Zukunftsplanung bist du auf "Studium mit Nebenfach" gestoßen und fragst dich, was diese Option nützt? Wir beleuchten das Thema für dich!

Bei einem Studium mit Nebenfach studierst du gleichzeitig zwei verschiedene Fächer. Du erhältst einen Bachelorabschluss; die Abschlussbezeichnung richtet sich nach dem Erstfach. Viele Student:innen hoffen, dadurch die Chancen auf einen guten Job zu verbessern.

Seit der Bologna-Reform hat sich die Bezeichnung 2-Fach-Bachelor etabliert. Dabei kann es sich um die klassische Kombination aus Hauptfach und Nebenfach handeln (oft hat das Nebenfach dann einen Umfang von 30 bis 60 ECTS-Punkten) oder um zwei gleichwertige Hauptfächer, die parallel studiert werden. Hochschulen verwenden den Begriff in beiden Fällen.

Ein Nebenfach ist auch im Masterstudium möglich. Welchen Umfang das Nebenfach hat, hängt von der jeweiligen Hochschule ab.

Welche Möglichkeiten gibt es?

An vielen Hochschulen ist ein Studium mit Nebenfach schwieriger geworden. Die verschulten Bachelorstudiengänge mit ihren Präsenzveranstaltungen und Anwesenheitspflichten lassen dir weniger Spielraum für Nebenfächer als es noch in Diplom- und Magisterzeiten der Fall war. Ob ein Nebenfach möglich ist, kann von Hochschule zu Hochschule variieren. Nicht überall wird zwei Studienplätze an eine Person vergeben. Die einzelnen Hochschulen entscheiden jeweils selbst, unter welchen Bedingungen sie ein Studium mit Nebenfach zulassen. Mancherorts gelten Beschränkungen, etwa dass nur gewisse Fächer miteinander kombiniert werden dürfen oder dass das Nebenfach zulassungsfrei sein muss.

Mittlerweile sind aber immer mehr Fächer örtlich zulassungsbeschränkt. Dort wo es keine Beschränkungen gibt, kannst du die Fächerkombination frei wählen. Dabei wird häufig auf eine Kombination aus einem "Herzensfach" und einem "praktischen" Fach (etwa BWL) gesetzt. "Und was macht man dann damit?" lässt sich dank Studium mit Nebenfach leichter beantworten, wenn neben einem Orchideenfach auch etwas "Handfestes" studiert wurde, wie BWL oder Marketing.

Frau zwischen vielen Glühbirnen
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Frau zwischen vielen Glühbirnen

Ist es sinnvoll ein Nebenfach zu studieren?

Ein Studium mit Nebenfach ist eine Doppelbelastung, kann aber auch eine Bereicherung sein. In jedem Fall erhaltet ihr Einblicke in unterschiedliche Domänen und könnt euer Hauptfach abrunden. Durch eine seltene Fächerkombination könnt ihr euch zu einem raren Experten mausern und seid Mitbewerbern eine Nasenlänge voraus. Aber es gibt auch einige Nachteile.

Der heutige Studienalltag ist nicht auf ein Studium mit Nebenfach ausgelegt. Zwar achten Hochschulen, die 2-Fach-Bachelor anbieten, mehr auf die Vereinbarkeit beider Fächer, dennoch hat man insgesamt ein deutlich höheres Lernpensum und schlicht weniger Freizeit als die Kommilitonen. Als Nebenfächler muss man viel Disziplin aufbringen und sich einiges an Grundwissen selbst aneignen. Regelmäßig passiert es, dass Module aufeinander aufbauen, man im Nebenfach aber nicht alle Module besuchen muss. Dadurch entstehen Wissenslücken, die es selbst zu stopfen gilt. Fehlt wichtiges Wissen längerfristig, kann es schwerfallen einen richtigen Zugang zu dem Fach zu finden. Außerdem gibt es an vielen Hochschulen kein Recht auf das Verschieben von Lehrveranstaltungen und Prüfungen, weil man ein Hauptfach und ein Nebenfach studiert. Wenn ihr Pech habt, überschneiden sich viele Kurse, das Zusammenbasteln des Stundenplans klappt nicht wie gewünscht und das Nebenfach bewirkt, dass ihr länger studiert als die Regelstudienzeit vorsieht.

Arbeitsbelastung und Organisation

Im Zwei‑Fach‑Bachelor erhalten Studierende kein Doppel‑Diplom, sondern einen Bachelorabschluss, der sich aus zwei gleichwertigen Basisfächern, einem Wahlfach und einem Profilbereich zusammensetzt. Die Arbeitsbelastung ist insgesamt die gleiche wie bei jedem anderen Bachelorstudiengang (180 LP); pro Semester werden im Vollzeitstudium durchschnittlich 30 LP (= etwa 900 Arbeitsstunden) angesetzt. Die Leistungspunkte verteilen sich je nach Studienordnung: Im „neuen“ Modell (ab WS 23/24) entfallen je 60 LP auf die beiden Basisfächer, 24 LP auf das Wahlfach, 24 LP auf den überfachlichen Profilbereich und 12 LP auf die Bachelorarbeit. Im „alten“ Modell (Studienstart vor WS 23/24) waren es 50–60 LP pro Basisfach, 24–30 LP im Wahlfach, 26–42 LP im Profilbereich und 10 LP für die Abschlussarbeit. 

Diese Struktur bedeutet, dass keine zusätzlichen Semesterstunden anfallen, aber die Stundenplanung ist komplexer: Durch die Vielzahl möglicher Fächerkombinationen können sich Lehrveranstaltungen überschneiden. Laut RPTU lassen sich Überschneidungen „leider nicht immer vermeiden“, sodass Studierende im Falle von Konflikten ihren Studienverlauf umplanen oder die Ansprechpersonen der Fächer kontaktieren sollen. Der Profilbereich umfasst zudem überfachliche Module wie Schlüsselkompetenzen, Pflichtpraktikum sowie Coaching‑Angebote, die der individuellen Profilbildung und Karriereplanung dienen. Ein Zwei‑Fach‑Bachelor bringt also organisatorische Mehrarbeit, aber nicht mehr Gesamt‑Workload.

Kombinationsbeschränkungen

Beim Studium mit Nebenfach ist die Wahl der beiden Basisfächer relativ frei, doch einige Fächer dürfen nicht miteinander kombiniert werden. So schließt die RPTU beispielsweise die Kombination von Politikwissenschaft mit Soziologie und Wirtschaftswissenschaften aus. Auch beim Wahlfach gibt es Einschränkungen: Viele Wahlfächer sind nicht mit bestimmten Basisfächern kombinierbar – BWL kann etwa nicht als Wahlfach gewählt werden, wenn Wirtschaftswissenschaft als Basisfach studiert wird, Soziologie kann nicht mit dem Basisfach Soziologie kombiniert werden und „Politikwissenschaft: Europäisierung…“ darf nicht mit dem Basisfach Politikwissenschaft belegt werden. Zudem gelten Zulassungsregeln: Wahl‑/Nebenfächer sind häufig zulassungsfrei, während einzelne Basisfächer oder Kombinationen örtlich zulassungsbeschränkt sein können; an manchen Hochschulen dürfen nur bestimmte Fächer miteinander kombiniert werden oder ein Wahlfach ist nur wählbar, wenn das Basisfach zulassungsfrei ist (z. B. an der Universität Potsdam, wo Philosophie nicht mit Erziehungswissenschaft, Linguistik oder Soziologie kombinierbar ist). Solche Einschränkungen sollten im Text erwähnt werden, damit Studieninteressierte wissen, dass nicht jede Wunschkombination möglich ist und sie sich frühzeitig über die Zulassungsvoraussetzungen informieren müssen.

Nebenfächer im Master

Nebenfächer gibt es nicht nur im Bachelor, sondern auch in manchen Masterprogrammen. Ein anschauliches Beispiel liefert die Universität Trier: Dort können Studierende in der Anglistik neben einem Hauptfach auch Master‑Nebenfächer wie „Master English Linguistics (Nebenfach)“ oder „Master English Literature (Nebenfach)“ wählen. Diese Programme richten sich an Studierende, die ihr Hauptfach (z. B. Germanistik) durch ein spezialisiertes Nebenfach ergänzen möchten. Die Möglichkeit, im Master ein Nebenfach zu studieren, hängt jedoch stark von der jeweiligen Hochschule und dem Fachbereich ab – manche Masterstudiengänge setzen bestimmte fachliche Vorkenntnisse voraus oder erlauben nur Fächerkombinationen innerhalb eines Fachbereichs. Deshalb sollte der Text darauf hinweisen, dass Master‑Nebenfächer als Fortsetzung des Zwei‑Fach‑Bachelor‑Konzepts existieren, aber nur an ausgewählten Universitäten und unter bestimmten Bedingungen.

Fazit

In Form eines 2-Fach-Bachelors lassen sich Hauptfach und Nebenfach zwar besser vereinbaren. Doch insgesamt braucht es in Post-Bologna-Reform-Zeiten einen besonderem Leistungswillen, um ein Studium mit Nebenfach aufzunehmen. Es ist ein anspruchsvolles Projekt, das Disziplin verlangt. Dafür könnt ihr aber gleichzeitig mehrere Interessen vertiefen und euch ein individuelles Profil aneignen, das euch womöglich beruflich Vorteile bringt. Ob sich das für euch lohnt, müsst ihr selbst entscheiden.