Freunde laufen Sonne
jed-villejo-unsplash
Freunde laufen Sonne
Waldorf, Freinet, Jenaplan & Club-of-Rome Schulen

Alternative Schulformen im Überblick

Interessiert ihr euch dafür, welche alternativen Schulformen es gibt? Erfahrt hier, welche Möglichkeiten ihr habt und was die Besonderheiten sind.

Du besuchst eine ganz normale Realschule oder ein Gymnasium? Vielleicht haben deine Eltern für dich auch eine Schule eines privaten Trägers ausgewählt. Die meisten Eltern wollen, dass sich ihr Kind in der Schule wohlfühlt und entsprechend seiner Fähigkeiten gefördert wird. Eltern, die nicht in erster Linie auf Leistungsdruck setzen, sondern mehr auf Individualität und das soziale Miteinander achten, entscheiden sich oft für eine alternative Schulform. Interessierst du dich dafür, welche alternativen Schulformen es gibt, und denkst du darüber nach, vielleicht selbst eine alternative Schulform zu wählen? Hier erfährst du, welche Möglichkeiten es gibt und was die Besonderheiten sind.

Alternative Schulformen im Überblick

Zu starr, zu sehr auf Leistung getrimmt, nicht individuell genug oder zu konservativ: Das sind Gründe, warum sich viele Eltern für dich als Schüler:in für eine alternative Schulform entscheiden. Dabei denken die meisten zunächst an eine Waldorf- oder Montessori-Schule, doch es gibt noch mehr Möglichkeiten. Alle diese alternativen Schulen orientieren sich am deutschen Grundkonzept, aber sie stellen die Selbstbestimmung der Schüler:innen stärker in den Vordergrund. Diese Schulen können staatliche oder Privatschulen sein; es gibt sie als Grundschule und oft auch als weiterführende Schule. In Deutschland hast du zum Beispiel diese Auswahl an alternativen Schulformen:

  • Waldorfschule
  • Montessorischule
  • Freinetschule
  • Jenaplan-Schule
  • Club-of-Rome-Schule
  • Demokratische Schule
  • Daltonplan-Schule
  • Mehlhornschule

Außerdem gibt es noch einige weitere Alternativen, die aber in Deutschland sehr selten sind.

Waldorf-Schule - keine Zensuren und kein Sitzenbleiben

Die Waldorfschulen sind wahrscheinlich die bekannteste alternative Schulform und werden nach ihrem Begründer auch Rudolf-Steiner-Schulen genannt. Prinzip der Waldorfschulen ist die Entwicklung praktischer, künstlerischer, kreativer und sozialer Fähigkeiten. Als Leitsatz gilt: "Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen." Auf Noten wird verzichtet, keiner bleibt sitzen. Von der ersten Klasse an besuchen Schüler die Waldorfschule 12 Jahre lang. Der Abschluss ist nicht staatlich anerkannt. Waldorf-Schüler können nach der 12. Klasse vor einem externen Prüfer einen Real- oder Hauptschulabschluss erhalten. Wer das Abitur machen möchte, muss noch ein Jahr länger die Schulbank drücken. Die Waldorfschule setzt auf das Engagement der Eltern und eignet sich für Kinder, die sensibel sind und unter dem Leistungsdruck an anderen Schulen leiden.

Ein Nachteil kann sein, dass die Abschlüsse an der Waldorfschule nicht automatisch staatlich anerkannt sind und du externe Prüfungen ablegen musst. Außerdem ist das Lernen ohne Noten für manche Schüler:innen ungewohnt und kann die Motivation erschweren.

Lächelende Frau
court-prather-unsplash
Lächelende Frau

Montessori-Schule - selbstbestimmtes Lernen fördern

Die italienische Ärztin Maria Montessori hat diesen Ansatz entwickelt. Ihr Motto: "Hilf mir, es selbst zu tun." Hier geht es um selbstständiges Handeln und Entscheiden. Dein eigener Forschungsdrang steht im Vordergrund. Du kannst selbst entscheiden, mit welchem Thema du dich wie lange und wie intensiv beschäftigst. Neben Freiarbeit und Projektarbeit gibt es Gruppen, in denen Schüler:innen unterschiedlichen Alters zusammen lernen. Auch bei Montessori-Schulen gibt es Grundschulen und weiterführende Schulen, sodass du jeden Abschluss erreichen kannst. Ein Wechsel auf Realschule oder Gymnasium ist über eine Aufnahmeprüfung möglich.

Weil du hier sehr selbstständig arbeiten musst, braucht es viel Eigenmotivation – das ist nicht für alle Schüler:innen leicht. Der Übergang an eine staatliche Schule kann manchmal schwierig sein, da die Methoden sich zum Teil stark unterscheiden.

Freinetschule - Individualität stärken

In der Freinetschule entscheidest du gemeinsam mit deinen Lehrer:innen im Klassenrat, was passiert. Im Fokus steht, dass du dich kritisch mit deiner Umwelt auseinandersetzt. In deinem eigenen Arbeitsplan legst du fest, was du lernen möchtest. In der wöchentlichen Klassenversammlung wird geschaut, ob du deinen Plan umgesetzt hast. Die Schule fördert Individualität, Umweltbewusstsein, Selbstverantwortung und Zusammenarbeit. Du sammelst viele praktische Erfahrungen im Alltag und auf Erkundungen. Da Freinetschulen vor allem Grundschulen sind, bekommst du danach eine Empfehlung für eine weiterführende Schule. Noten gibt es erst vor dem Schulwechsel.

Die hohe Selbstverantwortung und die individuelle Arbeit erfordern Disziplin und Eigeninitiative. Da es meist nur Grundschulen sind, musst du für die weitere Schulbildung ohnehin wechseln.

Jenaplan-Schule – die Schule als Lebensort

Die Jenaplan-Schule basiert auf den vier Säulen Gespräch, Spiel, Arbeit und Feier. Deine Schule soll ein Ort zum Leben werden. Der Pflichtstoff wird im Kursunterricht vermittelt, im sogenannten Stammunterricht – hier treffen sich Schüler:innen aus drei Klassenstufen – werden die Inhalte vertieft. In Gesprächskreisen diskutierst du mit den anderen und triffst demokratische Entscheidungen. Das Gemeinschaftsgefühl ist sehr wichtig, es gibt gemeinsames Frühstück, Mittagessen und Feste. Bei diesen Festen werden Projekte vorgestellt und ausgezeichnet. Bis zur 7. Klasse bekommst du keine Noten. Wenn du dich an einer staatlichen Schule nicht wohlfühlst, aber mit dem Stoff keine Probleme hast, ist das vielleicht die richtige Schulform für dich. An der Jenaplan-Schule kannst du jeden Schulabschluss machen.

Das Lernen in jahrgangsübergreifenden Gruppen kann herausfordernd sein, wenn du intensivere Förderung brauchst. Da Noten erst spät vergeben werden, fehlt manchen Schüler:innen eine klare Orientierung über den eigenen Leistungsstand.

Club-of-Rome-Schule – Fokus auf eine nachhaltige Zukunft für alle

In der Club-of-Rome-Schule dreht sich vieles um Nachhaltigkeit und Zukunftsverantwortung. Hier beschäftigst du dich intensiv mit den Themen nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz. Du lernst nicht nur für Prüfungen, sondern auch fürs Leben: Teamarbeit, spannende Lernlabore, Respekt, Selbstverantwortung, musikalische Förderung und Bewegung gehören zum ganzheitlichen Konzept dazu. Die Schule fördert Schüler:innen individuell – deine Stärken werden gestärkt und an Schwächen kannst du gezielt arbeiten. Deutschlandweit gibt es etwa 15 dieser Schulen, darunter Gemeinschaftsschulen, Grundschulen, Gesamtschulen und Gymnasien. Somit ist jeder Abschluss möglich. Die Club-of-Rome-Schule ist eine tolle Option für Schüler:innen, die sich für Umweltthemen interessieren und nachhaltige Erfahrungen sammeln wollen.

Der Fokus auf Nachhaltigkeit und Teamarbeit kann dazu führen, dass klassische Fächer manchmal in den Hintergrund treten. Da es nur wenige dieser Schulen gibt, ist ein Platz oft schwer zu bekommen.

Freundinnen umarmen sich
priscilla-du-preez-unsplash
Freundinnen umarmen sich

Demokratische Schule - du entscheideest mit

In der demokratischen Schule bestimmst du, wie dein Tag abläuft. Es gibt keinen festen Lehrplan, sondern du wählst die Projekte und Lerninhalte, die dich interessieren. Auch außerschulische Lernorte, zum Beispiel Museen, kannst du regelmäßig im Unterricht besuchen. Beim gemeinsamen Lernen ohne Druck steht dein eigenes Tempo im Vordergrund. Lehrer:innen und Schüler:innen haben in der wöchentlichen Schulversammlung das gleiche Stimmrecht und gestalten so den Alltag zusammen. Als Abschluss ist meist ein mittlerer Schulabschluss vorgesehen, auf den du extern vorbereitet wirst. Wer das Abitur anstrebt, muss eine entsprechende Prüfung bestehen. Die demokratische Schule legt weniger Wert auf Noten und formale Abschlüsse, sondern auf Persönlichkeitsentwicklung und Mitbestimmung. Das Modell passt zu allen Schüler:innen, die Selbstständigkeit und Freiheit schätzen, aber für manche Eltern ist das offene Konzept ungewohnt.

Ohne festen Lehrplan kann es passieren, dass dir Grundlagen in einzelnen Fächern fehlen. Nicht jede:r kommt mit der großen Selbstbestimmung und dem fehlenden Leistungsdruck klar – und manche Eltern oder Arbeitgeber:innen stehen dem Abschluss skeptisch gegenüber.

Daltonplan-Schule - selbständig lernen und sich organisieren

Im Mittelpunkt der Daltonplan-Schule steht das eigenständige Lernen. Zu Beginn des Schuljahres bekommst du ein Arbeitspaket, das du in wöchentlichen Schritten selbst bearbeitest. Noten bekommst du auf Grundlage deiner schriftlichen Arbeiten. Deine Lehrer:innen begleiten dich als Lernhelfer:innen, aber du bist für die Umsetzung selbst verantwortlich. Reine Daltonplan-Schulen gibt es in Deutschland noch nicht, aber einige Regelschulen nutzen Teile des Konzepts. Die Daltonplan-Schule ist ideal, wenn du gerne schriftlich arbeitest, Motivation und Selbstdisziplin mitbringst und Selbstverantwortung wichtig findest.

Du brauchst viel Selbstdisziplin, um mit dem eigenständigen Lernen klarzukommen. Wenn du lieber im Klassenverbund und klar geführt lernst, kann dieses Modell überfordernd wirken.

Mehlhornschule - Kreativität als Schulprinzip

Die Mehlhornschule, auch BIP-Kreativitätsschule genannt, wurde nach den Ideen von Hans-Georg und Gerlinde Mehlhorn gegründet. Hier stehen deine Begabungen, deine Intelligenz und deine Persönlichkeit im Mittelpunkt. Schon ab der ersten Klasse lernst du ein Musikinstrument – außerhalb des regulären Unterrichts. Neben dem normalen Lehrplan findest du viele kreative und praktische Fächer wie Schach, mehrere Fremdsprachen (darunter eine nicht-europäische), Informatik, darstellendes Spiel, Musik und bildkünstlerisches Gestalten auf deinem Stundenplan. Es gibt von Anfang an Noten – und bei einer Note schlechter als 2 bekommst du gezielte Förderung. Die Mehlhornschule ist eine Ganztagsschule und bereitet dich auf das Abitur vor. Das Konzept richtet sich an ausdauernde und kreative Schüler:innen mit Wissbegierde und individuellen Talenten.

Das kreative und leistungsorientierte Konzept ist für sehr ehrgeizige und vielseitig begabte Schüler:innen geeignet, kann aber stressig sein, wenn du nicht in allen Bereichen stark bist. Die Vielzahl an Zusatzfächern und die Ganztagsstruktur lassen wenig Raum für Freizeit.

Fazit:

Du siehst: Es gibt viele spannende alternative Schulformen in Deutschland. Sie alle setzen unterschiedliche Schwerpunkte und ermöglichen dir, deine Persönlichkeit, deine Interessen und deine Talente gezielt zu entwickeln. Ob mehr Mitbestimmung, Nachhaltigkeit, Kreativität oder Selbstständigkeit – bei den meisten Alternativen stehen deine individuelle Förderung und deine eigene Entwicklung im Mittelpunkt. Wenn du dich an deiner aktuellen Schule nicht richtig wohlfühlst, findest du hier vielleicht genau die passende Schule für dich!

 

Weiterführende Links: