Schreiben Kollegen Gespräch Projekt Arbeit Mann Frau Laufen
fauxels / pexels 
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Der Mut selbst zu handeln

Eigeninitiative im Job

Sollte man im neuen Job früh Eigeninitiative übernehmen oder doch erstmal beobachten? Wir klären euch über mögliche Chancen und Risiken auf.

Eigeninitiative im Job zeigen – das ist mitunter eine echte Gratwanderung: Wer zu wenig Eigeninitiative zeigt, gilt meist schnell als jemand, der sich nur schwerlich ins Team integrieren kann. Zu viel Eigeninitiative wird in vielen Unternehmen oft als Streberei abgetan. Was aber steckt eigentlich genau hinter dem Begriff? Welche Vorteile, aber auch welche Nachteile sind für euch mitunter damit verbunden? Fragen über Fragen – und hier sind die Antworten.
 

Das zeichnet Eigeninitiative aus

Die Bezeichnung "Eigeninitiative" stammt aus dem lateinischen Sprachgebrauch – "initium" – und bedeutet "Anfang". Daher handelt es sich bei der Eigeninitiative um eine spezielle Variante der Initiative. Es ist quasi der erste Schritt einer Handlung. Man könnte auch sagen, dass Eigeninitiative so viel bedeutet wie ein Anstoß, welcher in der Konsequenz eine Handlung auslöst. Dabei gibt es die Möglichkeit, dass jemand entweder selbst die Initiative ergreift – oder er überlässt dies einer anderen Person.

Präsentation Vortrag Meeting Kollegen
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Präsentation Vortrag Meeting Kollegen

Neuer Job? Dann ist Engagement wichtig, aber...

Stellt euch vor, ihr habt gerade einen Arbeitsplatzwechsel hinter euch gebracht. Dann wird nach einer kurzen Einarbeitungszeit meist direkt erwartet, dass ihr die neuen Aufgaben korrekt und vorausschauend erledigt. Gleichzeitig ist es wichtig, dass ihr euch ins Team integriert. Für die einen ist es leicht, bei anderen dauert es gegebenenfalls länger, bis die "Integration" erfolgreich klappt. In manchen Fällen hingegen ist Hopfen und Malz verloren. Apropos: 

Als "Neuer" nicht nur einmal, sondern vielleicht sogar mehrmals übergangen zu werden, wenn man sich nach Feierabend noch das eine oder andere Bierchen im Kollegenkreis genehmigen will, ist sicherlich kein tolles Gefühl. Auch bei der Verteilung wichtiger Aufgaben innerhalb der Abteilung ist es nicht wirklich prickelnd, wenn die eigene Mail-Adresse unter "cc" nicht erscheint. Das Team trifft sich während der Arbeitszeit im Büro nebenan, und "vergisst" dabei, auch euch im Vorfeld Bescheid zu geben... Alles das kann in der Anfangszeit durchaus passieren. Sollte es aber nicht. Spätestens beim zweiten oder dritten Mal ist deshalb eure Eigeninitiative gefragt.

In welcher Form? Am besten, ihr setzt euch einfach mal mit den verantwortlichen Kollegen in Verbindung und fragt nett und freundlich nach, ob ihnen möglicherweise bei der Planung oder bei der Erstellung der Rundmail ein Fehler unterlaufen ist. So etwas kommt in den tollsten Teams vor. Kein Grund also, um die Kollegen gleich mit Vorhaltungen zu konfrontieren. Fragt stattdessen nach, wo der "Hase im Pfeffer liegt". Stellt sich in einem solchen Dialog heraus, dass man eurem Vorgänger noch hinterher trauert, dann ist das zwar insgesamt sehr unangenehm für alle Beteiligten. Jedoch braucht ihr das "Nicht-informiert-werden" nicht gleich persönlich zu nehmen. Solche Reaktionen oder Vorgehensweisen sind – im Gegenteil – manchmal sogar menschlich. 

Blöd nur, wenn es irgendwie doch persönlich gemeint ist. Dann seid ihr gut beraten, nach dem "Warum" zu fragen. Hakt nach, was die Kollegen von euch erwartet haben und welche Erwartungen ihr bis dato möglicherweise noch nicht erfüllt habt. Signalisiert dabei möglichst auch, dass ihr durchaus willens seid, euch so gut es euch möglich ist anzupassen. "Good will zeigen" – auch das ist im modernen beruflichen Alltag eine gute Voraussetzung, um Engagement zu zeigen. 

Arbeit Kollegen Laptop Computer
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Arbeit Kollegen Laptop Computer

Wenn es mal privat wird

Was das gelegentliche Treffen der Kollegen nach Feierabend betrifft, könnte eure Eigeninitiative so aussehen, dass ihr selbst einfach mal das Zepter übernehmt und eine Runde "schmeißt". In vielen Unternehmen ist es üblich, sich auf diese Weise auch auf privater Ebene ein bisschen mehr "ins Spiel zu bringen". Es muss ja nun nicht gerade die teure Lokalrunde sein, aber ein paar Süßigkeiten oder einen selbstgebackenen Kuchen zum Einstand auszugeben, fördert den Zusammenhalt ungemein.

Das richtige Maß an Engagement – meist für alle von Vorteil

Wenn von Eigeninitiative die Rede ist, geht es also grundsätzlich darum, mit den anderen in direkten Kontakt zu treten, weil man selbst von einem "gesunden Miteinander" profitieren will. Genauso wichtig ist es allerdings auch zu berücksichtigen, dass euer Engagement insbesondere für das gesamte Team von Vorteil sein sollte. Ebenso Fakt ist, dass sie einen gewissen Charakter, einen starken Willen sowie Motivation und Zielorientiertheit voraussetzt. Und an eben dieser Stelle wird es kritisch. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Menschen mit Eigeninitiative überhaupt nicht gut umgehen können.

Wer sich selbst einzubringen versucht, der hat in vielen Unternehmen oft "schlechte Karten", wird als "Schleimer" oder als "überehrgeizig" abgestempelt. Das mag stimmen. In den meisten Fällen sind derartige Vorurteile allerdings fehl am Platz. Um es auf den Punkt zu bringen: Eigeninitiative macht euch in gewisser Weise sogar leichter angreifbar. Ihr könntet zum Ziel von Anfeindungen, Lästereien oder (un-)berechtigter Kritik werden. Viele Leute vermuten in diesem Zusammenhang nahezu instinktiv, dass ihr euch durch euren Einsatz – egal, in welcher Form – ohnehin nur Vorteile erhofft. Diese Denkweise hat etwas mit Neid und Missgunst zu tun. Leider sind solche menschlichen Wesenszüge nur natürlich. Und leider sind Neid und Missgunst alles andere als teamfördernd und produktiv. 

Kommunikation ist alles

Wer die Dinge so hinnimmt, wie sie sind, wird nichts ändern. Deshalb ist es elementar, über mögliche Fehler offen zu sprechen. Fehler zuzugeben ist eine sehr positive menschliche Eigenschaft. Das zeigt von Charakterstärke und wird von den meisten Menschen sogar "honoriert". Auch das Hinweisen auf "Fehler" oder auf Missstände erfordert Charakter- und Willensstärke. Gleichzeitig ist das ein Zeichen von Teamorientiertheit und drückt obendrein eure Bereitschaft aus, etwas zum Positiven verändern zu wollen. Somit können Lernprozesse ins Leben gerufen werden, von denen ihr selbst und eure Kollegen profitieren. 

Kollegen
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Kollegen

Was ist denn nun richtig?

Egal, ob es darum geht, dass ihr euch einen möglichst vielversprechenden Start an eurem neuen Arbeitsplatz wünscht oder ob ihr bereits länger im Unternehmen tätig seid: Eigeninitiative kann immer Vorteile bringen. Muss es aber nicht. Frei nach dem Motto: "Wie man es macht, macht man es falsch," können gerade die allzu intensiven Bemühungen sprichwörtlich nach hinten losgehen. Eben dies wird von vielen Menschen gefürchtet, sodass sie sich zunächst einmal in die abwartende Position begeben. Sie nehmen sich erst einmal zurück und beobachten die Begebenheiten innerhalb ihrer Abteilungen. Auch das kann von Nachteil sein. Die "falsche Zurückhaltung" wird in vielen Fällen von den übrigen Arbeitskollegen als mangelndes Interesse oder vielleicht sogar als Überheblichkeit und Arroganz interpretiert. Wer erst einmal diesen "Stempel aufgedrückt" bekommen hat, der könnte es schwer haben, diesen Makel schnell wieder loszuwerden.
 

Das eigene Engagement so zu "dosieren", dass man 

a) niemandem vor den Kopf stößt
b) nicht zu forsch oder penetrant wirkt
c) nicht als zu vorsichtig oder zurückhaltend gilt
d) alles richtig macht

ist äußerst schwierig. So zeigt sich sowohl in kleinen, als auch in mittelständischen und großen Unternehmen, dass es hierbei auf mehrere Faktoren ankommt. Die Persönlichkeit eines jeden einzelnen spielt hierbei eine zentrale Rolle. Was aber noch viel entscheidender ist, ist die Mentalität im Team. Wer neu hinzu stößt, kennt die Arbeitskollegen in der Regel nicht und weiß daher wohl auch kaum, wie diese ticken. Es steht nun einmal nicht jedem Menschen "auf die Stirn geschrieben", ob jemand Wert auf Eigeninitiative der anderen legt oder nicht. 

Die Redewendung "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt", hat sicher nicht nur auf privater Ebene seine Bedeutung. Vielmehr lässt sich diese alte "Weisheit" auch auf euren Job übertragen. Gibt es Kollegen in eurem Team, die vielleicht eure Konkurrenz befürchten oder die von Natur aus link und hinterhältig sind, dann habt ihr wahrlich keine sonderlich guten Karten, euch über kurz oder lang erfolgreich als Teamplayer zu behaupten. Wo Mobbing Usus ist im beruflichen Alltag, haben es gerade diejenigen schwer, die sich engagieren und von Anfang an alles richtig machen wollen. Glücklicherweise gibt es aber auch (viel mehr) Unternehmen, in denen ein tolles Arbeitsklima herrscht und in dem man euch immer wieder echte Chancen einräumt. Denn auch das macht in vielerlei Hinsicht den Erfolg eines Unternehmens aus. 

Fazit

Zu viel Engagement ist nicht immer nützlich und auch die abwartende Haltung kann euch erfahrungsgemäß eher schaden als nützen. Als Neuling im Unternehmen könntet ihr euch – wenn möglich – schon vor eurem Arbeitsantritt informieren, wie man sich im Team am besten verhält. Natürlich gelingt das nur mit der nötigen Portion "Vitamin B".

Wichtig ist, dass ihr in jeder Situation authentisch bleibt. Präsentiert euch so, wie ihr wirklich seid und wie ihr von den anderen wahrgenommen werden wollt. Durch Schleimerei, übertriebenen Ehrgeiz und Anbiederei macht ihr euch garantiert keine Freunde. Möglicherweise für eine kurze Zeit, dann jedoch geratet ihr – zu Recht – ganz schnell ins Hintertreffen. Ehrlichkeit, Authentizität und eine freundliche Attitude sind die besten Zutaten, um erfolgreich Eigeninitiative zu zeigen und sowohl für euch selbst, als auch für andere Vorteile zu generieren.