Dramadreiecke! Oder der Krimi im Büro
Trotz unseres Harmoniestrebens geraten wir oft in Konflikte und übernehmen unbewusst wechselnde "Drama-Rollen." Diese beeinflussen unsere Beziehungen, sind aber nicht festgelegt.
Trotz unseres Harmoniestrebens geraten wir oft in Konflikte und übernehmen unbewusst wechselnde "Drama-Rollen." Diese beeinflussen unsere Beziehungen, sind aber nicht festgelegt.
Wir Menschen streben nach Harmonie und vermeiden Konflikte gerne. Allerdings ist das nicht immer möglich. So sehr wir uns auch vornehmen, jedem Tag mit der Gelassenheit von Buddha zu begegnen, spätestens am nächsten Tag ist es damit vorbei. Noch vor dem ersten Kaffee fliegt uns die Kritik des Chefs um die Ohren oder wir können einfach nicht mehr ertragen, dass unser Büronachbar sich ständig vom Boss zur Schnecke machen lässt. Kurzum, es gibt wieder Drama am Arbeitsplatz. Viele zwischenmenschliche Probleme rühren daher, dass wir in Konflikte geraten, weil wir gerne in "Drama-Rollen" schlüpfen. Wichtig zu wissen: Diese Rollen, das sind wir nicht. Und wir können diese Rollen ständig wechseln. Sind wir zu Beginn des Dramas noch Angreifer, sind wir am Schluss vielleicht das Opfer. Wir sind uns im Übrigen zumeist nicht einmal bewusst, dass wir gerade eine Rolle spielen. Man nennt das auch Dramadreiecke. Wie sich diese auf uns und unser privates und berufliches Leben auswirken können, erfahrt ihr hier.
Beim Dramadreieck handelt es sich um ein Erklärungsmodell, das auf den Psychologen Stephan Karpman zurückgeht. Mit diesem Erklärungsmodell, das Teil der Transaktionsanalyse ist, wird versucht zu erklären, was zwischenmenschlich nicht ganz optimal läuft. Dramadreiecke bestehen aus drei Rollen. Es gibt den Verfolger, das Opfer und den Retter. Auch wenn sich diese drei Rollen grundsätzlich unterscheiden, haben sie doch eines gemeinsam. Retter, Verfolger und Opfer sind angstgesteuert und nach außen gerichtet. Ihnen allen ist das Bedürfnis nach Anerkennung und Aufmerksamkeit gemeinsam. Wer in eine dieser Rollen schlüpft, versucht, die Kontrolle zu übernehmen und damit die eigene Angst im Zaum zu halten. Es gibt keine bessere oder schlechtere Rolle. Alle drei Rollen bedingen sich gegenseitig und sorgen dafür, dass Dramadreiecke überhaupt funktionieren. Das macht die drei Rollen aus:
Wie ihr seht, sind die Rollen nicht festgelegt. Es gibt für Dramadreiecke weder feste Anfänge noch definitive Enden. Auch die Rollen können ständig gewechselt werden. Das Problematische an Dramadreiecken ist, dass alle nur Rollen spielen und niemand authentisch ist. Es handelt sich um ein manipulatives System, in dem Verantwortung weggeschoben wird. Stattdessen gibt es Schuldzuweisungen und jede Menge Enttäuschungen.
Ihr habt genug davon, dass sich an eurem Arbeitsplatz immer wieder die gleichen Dramen abspielen? Ihr wollt Dramadreiecke auflösen und nicht schon wieder in irgendeiner Rolle gefangen sein? Der wichtigste Schritt ist, dass ihr euch die Situation bewusst macht. Ihr müsst hinter die Fassade blicken und die Muster erkennen, die sich hinter den alltäglichen Konflikten am Arbeitsplatz verbergen. Wenn sich mal wieder so ein Drama abspielt, dann fragt euch:
Erst wenn ihr eure Muster kennt, könnt ihr diese auflösen. Ihr müsst in das Drama aus Verfolger, Retter und Opfer auch nicht einsteigen. Ihr könnt Dramadreiecke auflösen, indem ihr einfach bei euch selbst bleibt. Kommen Konflikte auf, dann fragt euch, was ihr damit zu tun habt. Ist es eure Angelegenheit? Vielleicht nehmt ihr besonders häufig die Rolle des Verfolgers ein. In diesem Fall solltet ihr niemandem die Leviten lesen oder mit diesem ein ernstes Wörtchen reden. Wenn ihr Kritik üben müsst, dann bleibt wohlwollend und konstruktiv. Und wenn es sich gar nicht um eure Angelegenheit handelt, dann haltet euch raus. Verfallt ihr besonders häufig in die Rolle des Opfers? Dann besinnt euch auf eure Unabhängigkeit. Ihr seid unabhängig und ihr dürft Verantwortung für euch, euer Handeln und eure Gefühle übernehmen. Vielleicht schlüpft ihr auch gerne ins Superman- oder Superwoman-Kostüm und rettet eure Schreibtischnachbarn in Strumpfhosen und wehendem Umhang. Schlüpft ihr häufig in die Rolle des Retters? Dann bemüht euch darum, mit anderen gemeinsam Lösungen zu finden. Und wenn es euch nichts angeht, dann überlasst es den anderen, Verantwortung für sich und das eigene Handeln zu übernehmen.
In eurem Büro spielt sich jeden Tag ein Krimi ab? Ihr wisst gar nicht mehr wohin mit den ganzen Schuldzuweisungen, dem Gejammer, den Drohungen und den ganzen Rettern in glänzender Rüstung? Dann ist es Zeit, Dramadreiecke aufzulösen und sich auf die eigenen, echten Gefühle und Gedanken zu besinnen.
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