Spiegel – Fluch oder Segen?
Spiegelbild – Wir verraten dir, warum dich der Blick in den Spiegel zu einem besseren Menschen machen kann und wie du diesen Umstand für dich nutzt.
Spiegelbild – Wir verraten dir, warum dich der Blick in den Spiegel zu einem besseren Menschen machen kann und wie du diesen Umstand für dich nutzt.
Der schöne Narziss verliebte sich in sein Spiegelbild und wies die Liebe von Echo zurück. Er war ständig damit beschäftigt, sich in der spiegelnden Oberfläche des Flusses zu betrachten. Diese Selbstverliebtheit wurde ihm irgendwann zum Verhängnis, er stürzte eines Tages ins Wasser und ertrank. Man könnte sagen, dass Narziss' Selbstverliebtheit tödlich war. Von Spiegeln geht eine Faszination aus. Spiegel können aber noch viel mehr, sie können die Produktivität steigern.
Spiegel üben seit jeher eine Faszination auf den Menschen aus. Jede glatte, reflektierende Oberfläche, die unser Spiegelbild zeigt, zieht uns nahezu magisch an. Bei Narziss war es die spiegelnde Wasseroberfläche, heute sind es spiegelnde Schaufenster, an denen wir kaum ohne einen Blick hinein vorbeigehen können. Selbst im alten Ägypten betrachteten die Menschen im Spiegel gerne ihr Bild, wie alte ägyptische Wandmalereien zeigen. Heute finden wir Spiegel überall, sie sind Teil unseres Alltags und begleiten uns durch nahezu jeden Raum. Spiegelflächen zeigen uns eine Mischung aus Realität und Wunsch. Wir betrachten unser Ich im Spiegel und sehen uns, wie wir sind, oder wir sehen uns, wie wir gerne wären. Die Beziehung zu Spiegeln ist nicht immer einfach, wie Märchen wie "Schneewittchen" beweisen.
Zwei Dinge spielen beim Blick in spiegelnde Flächen eine besonders große Rolle:
Wusstest du, dass es Spiegelneuronen gibt und dass wir Menschen, die uns spiegeln, automatisch sympathisch finden? Dein Gegenüber nimmt die gleiche Körperhaltung ein, er spricht ähnlich wie du, und die Mimik ist dir vertraut. Menschen, die uns spiegeln finden wir anziehend. Jeder Mensch hat narzisstische Anteile. Wir gehen noch einen Schritt weiter. Spiegelt dich dein Gegenüber und du nimmst an, dass dieser dir Sympathie entgegenbringt, wirst du netter und umgänglicher. In der Fachsprache ist dieser Umstand als Akzeptanzresonanz bekannt.
Spiegel und wie der Mensch sein Spiegelbild wahrnimmt, war und ist Thema in der Wissenschaft. Welche neuronalen Vorgänge werden angestoßen, wenn wir uns im Spiegel ansehen? Was geht dabei im Menschen vor? In der Psychotherapie und Medizin werden Spiegel beziehungsweise Spiegelbilder erfolgreich zur Therapie eingesetzt. Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich durch Spiegel chronische Schmerzen oder Phantomschmerzen lindern lassen.
Im beruflichen Kontext spielt die Linderung von Schmerzen keine Rolle, aber es kann die Produktivität steigern, wenn du im Spiegel ein Bild von dir betrachtest. Wissenschaftler stellten bei der Untersuchung fest, dass die Probanden sich mehr anstrengten, weniger in Bezug auf ihre tatsächliche Leistung vortäuschten und hilfsbereiter waren, wenn sie in einem Büro arbeiteten, das mit großen Spiegeln ausgestattet war. Wer sein Spiegelbild die ganze Zeit sehen konnte, fällte seltener Urteile über Kollegen und hielt sich mehr vom Schubladendenken in Bezug auf Religion, Geschlecht und Rasse fern.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Menschen, die im Spiegel ihr Bild sehen können, sich selbst bewusster werden und mehr über ihre Handlungen nachdenken. Sie handeln nicht automatisch, sondern reflektieren mehr. Wer sich im Spiegel ansehen muss, verhält sich tendenziell besser. Man könnte hier durchaus einen Vergleich zum selbstverliebten Narziss sehen. Muss man sich selbst schon im Spiegel ansehen, dann soll das wenigstens ein schönes Bild sein. Sich selbst den Spiegel vorzuhalten, kann auf mehreren Ebenen sinnvoll sein. Diesen Umstand kann man sich im Job zunutze machen.
Spiegel zeigen uns nicht nur unser Spiegelbild, unsere oberflächliche Außenhülle, sie sorgen für mehr Bewusstsein. Wir nehmen uns und andere bewusster wahr. Wenn wir uns selbst in großen Wandspiegeln betrachten können, macht uns das zu produktiveren Mitarbeitern.