Diese Tricks nutzen Chefs, um dich zu feuern
Arbeitgeber haben verschiedene Wege, dich als Arbeitnehmer unter Druck zu setzen, das Unternehmen zu verlassen.
Arbeitgeber haben verschiedene Wege, dich als Arbeitnehmer unter Druck zu setzen, das Unternehmen zu verlassen.
Aktuell wird damit häufig der Begriff des Quiet Firing gleichgesetzt, der sich vom Quiet Quitting ableitet. Falls du es noch nicht wusstest: Der Begriff des Quiet Quitting beschreibt den Trend unter jungen Arbeitnehmenden, auf der Arbeit nur das Nötigste zu erledigen: Dienst nach Vorschrift, keine Überstunden und keine großen Gesten der Aufopferung vor einem System, das vor allem viele junge Menschen als ausbeuterisch und unflexibel wahrnehmen. Ob du dem zustimmen oder dabei mitmachen möchtest, bleibt dir überlassen – Fakt ist, dass dieser Trend aus den Vereinigten Staaten mittlerweile auch in Deutschland die Runde macht. Und weil Quiet Quitting ein ziemlich catchiger Name ist, läuft die Attacke der Gegenseite jetzt unter dem Namen Quiet Firing: wenn Chefs versuchen, Angestellte rauszuekeln. Wie du das erkennst und was du tun kannst, wenn du betroffen bist, liest du in den folgenden Zeilen!
Vor allem in kleineren Betrieben ohne zentrales Rechnungswesen können Chefs schonmal die große Kanone rausholen, wenn sie jemanden loswerden möchten. Da heißt es dann, die Gehaltsüberweisung wurde “vergessen” oder konnte noch nicht vorgenommen werden, “weil wir selbst noch auf eine Zahlung warten”. Passiert das einmal, ist das theoretisch keine große Sache. Stellst du fest, dass das Gehalt regelmäßig zu spät kommt, solltest du nachhaken und mindestens einen Blick in deinen Arbeitsvertrag werfen. Ist hier nichts anderes festgelegt, gilt in der Regel, dass das Geld bis zum ersten Tag des Folgemonats beim Arbeitnehmer einzutreffen hat (Paragraf 614 BGB). In einigen Branchen (zum Beispiel mit Tarifverträgen) kann aber auch eine andere Frist festgelegt sein, etwa der 10. oder 15. Tag eines Monats.
Vor allem bei Menschen, die zum Decken ihrer Rechnungen auf die pünktliche Gehaltszahlung angewiesen sind, baut eine verspätete Zahlung schnell Druck auf. Das Ergebnis: der Wunsch nach einem anderen Job mit sichererer Gehaltszahlung – im besten Fall für den Arbeitgeber muss dieser keine Kündigung aussprechen.
Vor allem zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 war die Kurzarbeit eine beliebte Methode für Unternehmen, Geld zu sparen, ohne die vertraglichen Pflichten zu verletzen. Mittlerweile ist Kurzarbeit auch als Druckmittel im Einsatz, um unliebsame Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr oder weniger subtil zur Jobsuche zu bewegen.
Die Lebenshaltungskosten steigen und die letzte Gehaltserhöhung ist eine Weile her. Da wäre ein Gehaltsgespräch durchaus angebracht, oder? Das sehen leider nicht alle Arbeitgeber so – schon gar nicht jene, die dich als Arbeitnehmer loswerden wollen. Wird dir länger oder sogar über mehrere Jahre eine Gehaltserhöhung verweigert, kann das ein Anzeichen darauf sein, dass dein Arbeitgeber dich ganz von der Gehaltsliste haben möchte.
In wohl jedem Unternehmen gibt es Aufgaben, die von den Angestellten nur ungern erledigt werden – etwa, wenn diese besonders eintönig, aufwändig oder eigentlich komplett unnötig sind. Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass in Japan meist ältere Menschen mit Aufgaben betraut werden, die sie beschäftigt halten sollen. Bei diesen reichen die Renten nicht aus oder die Arbeitslosenquote soll künstlich niedrig gehalten werden. Hierzulande ist es dagegen eher eine Strafe als soziale Maßnahme, solche Aufgaben zugewiesen zu bekommen. Ziel ist es auch hier, die betroffene Person zur Kündigung aus eigenen Stücken zu bewegen.
Willst du etwas lernen, was dir bei deinem Job behilflich sein kann? Oder möchtest du dein Aufgabengebiet verändern beziehungsweise erweitern? Viele Arbeitgeber stellen dir dafür gerne Zeit zur Verfügung oder planen diese bei der Stundenverteilung ohnehin mit ein. Wird dir diese Möglichkeit verweigert, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass du nicht wertgeschätzt wirst – wie übrigens auch kleinkarierte Kritik ohne Lob für gut gemachte Arbeit. Ein solches Arbeitsklima mit fehlender Wertschätzung kann toxisch werden und die Lust auf den Job schnell verderben.
Eine direkte Methode, jemanden aus dem Unternehmen zu entfernen, ist der Aufhebungsvertrag. Dieses Dokument entlässt beide Parteien aus dem geschlossenen Arbeitsverhältnis, in der Regel mit schnellstmöglicher Wirkung. Doch es ist Vorsicht geboten: Die Unterschrift kann gerade bei einem schlechten Arbeitsklima verlockend wirken, jedoch erlischt mit der Unterschrift der Anspruch auf Sozialleistungen. Einem Aufhebungsvertrag zuzustimmen ist also nur sinnvoll, wenn du bereits einen neuen Arbeitgeber gefunden hast, bei dem du starten kannst.
Mental Health wird aktuell in der Arbeitswelt zu einem immer größeren Thema. Maßnahmen wie die oben genannten verhalten sich gegenüber diesem Trend eigentlich genau gegenläufig. Das ist das Ziel: Ein schlechtes Arbeitsklima zu schaffen, indem du dich als Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin nicht mehr wohlfühlst und dir eine neue Beschäftigung suchst – oder entnervt die Kündigung einreichst, ohne eine neue Stelle zu haben. Letzteres kann dem Arbeitgeber herzlich egal sein.
Vor allem in der Pandemiezeit haben viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein genaueres Gespür dafür entwickelt, was ihr Job mit ihnen macht und wie ein gesundes Arbeitsverhältnis aussieht. Arbeitgeber nutzen genau die Verhaltensweisen, die im Kampf um Arbeitskräfte eigentlich immer weiter aus der Zeit fallen, um unliebsame Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen loszuwerden. Hast du selbst das Gefühl, Opfer solcher Methoden zu sein, solltest du das Verhältnis zu deinem Arbeitgeber für eine Weile beobachten und dich im Zweifelsfall rechtlich beraten lassen. Und parallel schon einmal auf Jobsuche gehen, denn ist ein solcher Weg einmal eingeschlagen, gibt es nur selten einen gütlichen Weg zurück.