Negatives Zwischenzeugnis
Richtig zwischen den Zeilen lesen!
2017-09-02T17:15:33+02:00

Weil ihr ein schlechtes Zwischenzeugnis in der Ausbildung erhalten habt, befürchtet ihr Schwierigkeiten bei der Jobsuche? bigKARRIERE gibt Tipps zum Umgang mit der suboptimalen Zwischenbilanz.
Stellenwert und Funktion eines Zwischenzeugnisses in der Ausbildung
Das Zwischenzeugnis ist eine fakultative Zwischenbilanz. Es dient als Nachweis über eure Ausbildung und ermöglicht Dritten, die eure Einstellung erwägen, sich ein Bild über eure Qualifikationen zu machen. In der Form entspricht ein Azubi-Zwischenzeugnis einem qualifizierten Zeugnis. Das bedeutet, dass neben Art, Dauer und Ziel der Ausbildung sowie den erworbenen beruflichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen auch eure Leistung und euer Verhalten bewertet werden.
Wenn es in diesen beiden Bereichen hapert, ist die Konsequenz ein schlechtes Zwischenzeugnis in der Ausbildung. Die Unterscheidung zwischen einfachem und qualifiziertem Zeugnis ist sehr wichtig, merkt euch den Unterschied im Hinblick auf das Abschlusszeugnis. Übrigens sind nicht nur die Noten, sondern auch die Formulierungen verräterisch. Weil es einen Grundsatz zur wohlwollenden Beurteilung gibt, haben sich positiv klingende Formulierungen entwickelt, die keine sind. Zum Beispiel entsprechen "zu unserer Zufriedenheit", "im Wesentlichen zu unserer Zufriedenheit", "zufriedenstellend", "im Wesentlichen zufriedenstellend" und "im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit" den Schulnoten 4 und 5. Für Laien klingt das überraschend, Personaler können das aber entziffern, quasi "zwischen den Zeilen lesen".
Das Zwischenzeugnis gibt es für Azubis im Normalfall nur auf Anfrage. Es wird vor Abschluss der Ausbildung ausgestellt, wenn:
- Azubis sich um eine andere Ausbildungsstelle oder einen Job bewerben wollen.
- es einen Wechsel des betreuenden Ausbilders gibt.
- die Ausbildung für längere Zeit pausiert wird (beispielsweise wegen Krankheit, Elternzeit, Wehrdienst etc.).
- aus vergleichbaren Gründen wie oben.
Obwohl das Zwischenzeugnis nur auf ausdrücklichen Wunsch erstellt wird, kann es trotzdem passieren, dass man aus allen Wolken fällt, wenn es ein schlechtes Zwischenzeugnis in der Ausbildung gibt. Was soll man dann tun?

Schlechtes Zwischenzeugnis: So verhaltet ihr euch richtig
Durchatmen. Ein schlechtes Zwischenzeugnis in der Ausbildung bedeutet nicht den Tod für eure Karrierepläne. Bis zum Ende eurer Ausbildung ist noch etwas Zeit und ihr könnt euch bis dahin verbessern. Schaut euch das Zwischenzeugnis in Ruhe an und analysiert, wo eure Schwachpunkte liegen. An diesen Dingen solltet ihr in der kommenden Zeit gezielt arbeiten. Wenn ihr dabei Hilfe braucht, könnt ihr über die Berufsschule oder die Agentur für Arbeit kostenlose Nachhilfe beantragen (offiziell heißt das "ausbildungsbegleitende Hilfe" oder "abH"). Ist das Arbeitszeugnis eurer Ansicht nach ungerecht, lohnt sich ein Gespräch mit eurem Ausbilder. Einen Anspruch auf Zeugnisberichtigung habt ihr nur, wenn es wirklich inhaltliche oder formale Fehler gibt (dazu zählen Tippfehler, Flecken, Durchstreichungen und nachträgliche Korrekturen).
Außerdem ist es wichtig, dass ihr auf die Form eures Abschlusszeugnisses achtet. Verlangt ein einfaches und nicht das qualifizierte Zeugnis. Im einfachen Zeugnis werden Verhalten und Leistung nicht thematisiert. Wenn es bei euch im Leistungsbereich schwach aussieht oder es Unstimmigkeiten mit dem Betrieb gab, seid ihr mit einem einfachen Zeugnis besser bedient. Grundsätzlich sind Arbeitgeber an ihre Leistungs- und Verhaltensbeurteilung aus dem Zwischenzeugnis gebunden. Nur wenn mehr als sechs Monate zwischen Zwischen- und Abschlusszeugnis liegen und es eine deutliche Verbesserung gab, darf euer Betrieb von der ursprünglichen Leistungs- und Verhaltensbeurteilung abweichen.
Wenn ihr ausdrücklich ein einfaches Abschlusszeugnis verlangt, darf euch der Ausbildungsbetrieb kein qualifiziertes Zeugnis ausstellen. Auf diese Weise könnt ihr vermeiden, dass die Schwachstellen, die euer schlechtes Zwischenzeugnis in der Ausbildung aufzeigt, im Abschlusszeugnis auftauchen. Auch wenn ihr die Ausbildung im Streit oder vorzeitig beendet, habt ihr Anspruch auf ein Abschlusszeugnis. Dieses Abschlusszeugnis darf euch nicht verweigert werden. Bei der Bewerbung um einen Job oder eine neue Ausbildung solltet ihr dann das Abschlusszeugnis und nicht das Zwischenzeugnis benutzen.
Fazit
Ja, so ein schlechtes Zwischenzeugnis in der Ausbildung ist ein Schock. Aber es bedeutet nicht, dass ihr eure Karrierewünsche begraben müsst. Versucht, euch zu verbessern und achtet darauf, dass das Abschlusszeugnis die einfache und nicht die qualifizierte Form hat.
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