Breadcrumbs/ Foto: yannis h / unsplash
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Was bedeutet inklusive Bildung?

Inklusion in Schulen

Inklusive Bildung bedeutet, das Schulleben und den Unterricht so zu gestalten, dass alle Schülerinnen und Schüler zusammen lernen können.

Lange Zeit wurden Menschen mit Behinderung auf ihre Behinderung reduziert - ausschließlich in Förderschulen unterrichtet und bis zum Rentenalter in Behindertenwerkstätten angestellt. Dabei wünschen sich viele von ihnen, in der Gesellschaft und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Anschluss zu finden. Sie wollen mitreden und mitmachen, ohne reduziert und ausgegrenzt zu werden. Inklusion in der Schule wäre vielleicht ein erster Schritt dazu. Wir informieren euch über die wichtigsten Aspekte zur inklusiven Bildung.

Inklusive Pädagogik: Was bedeutet Inklusion in der Schule?

Inklusive Bildung bedeutet, das Schulleben und den Unterricht so zu gestalten, dass alle Schülerinnen und Schüler zusammen lernen können. Und zwar unabhängig davon, ob bei einigen von ihnen eine Behinderung (in der Fachsprache: erhöhter Förderbedarf) oder spezielle Begabung vorliegt oder nicht. Quasi eine Schule für alle.

Ein erhöhter Förderbedarf kann aus unterschiedlichen Gründen bestehen:

  • Lernschwierigkeiten
  • Sprechschwierigkeiten
  • Seh- oder Hörbeeinträchtigung
  • körperliche oder motorische Beeinträchtigung
  • chronische Krankheit
  • Auffälligkeiten bei der emotionalen Entwicklung oder im Sozialverhalten
  • autistisches Verhalten

Inklusion bedeutet, dass niemand ausgeschlossen oder ausgegrenzt werden darf. Um den Unterricht an die persönlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler anzupassen, kommen spezielle Arbeitsblätter und Gruppenarbeit verstärkt zum Einsatz. Dadurch lernen leistungsstarke und leistungsschwächere Schüler nicht immer im selben Lerntempo. Außerdem können Schülern mit erhöhtem Förderbedarf Assistenten im Unterricht helfen.
 

Inklusion in Schulen - Was bedeutet inklusive Bildung? / Foto: tim-mossholder / unsplash
Inklusion in Schulen - Was bedeutet inklusive Bildung? / Foto: tim-mossholder / unsplash
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Inklusive Bildung? Nicht nur eine gute Idee, sondern sogar ein Menschenrecht

Genau zehn Jahre ist es jetzt her, dass Deutschland die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-BRK) ratifiziert hat. Seitdem ist Inklusion in der Schule ein Muss und Schülerinnen und Schüler mit Behinderung haben ein Recht auf inklusiven und hochwertigen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen. Doch ganz so einfach ist das mit dem deutschen Schulsystem nicht unter einen Hut zu bringen. Zwar gab es bereits vor 2009 Bundesländer, in denen gemeinsamer Unterricht für Schüler mit und ohne Behinderung stattfand. Auf der anderen Seite gibt es im Jahr 2019, zehn Jahre nach der Ratifizierung der UN-BRK, noch immer Bundesländer mit Nachholbedarf in Sachen Inklusion.

Bildung ist in Deutschland Ländersache. Jedes Bundesland geht die Umsetzung von inklusiver Bildung anders an, verabschiedet andere Gesetze, entwickelt andere Aktionspläne, nimmt andere Änderungen bei der Lehrerausbildung und -fortbildung vor und stellt andere Beträge zur Finanzierung zur Verfügung. Daraus resultiert, dass die Umsetzung nicht an allen Schulen gleich gut klappt. Das erweckt mitunter den Eindruck, dass inklusive Bildung der falsche Weg sei.

Inklusion: Pro und Kontra

Dass alle Schüler und Schülerinnen in einer Lerngruppe an den gleichen Inhalten arbeiten, finden manche richtig und andere absolut falsch. Hier sind die Argumente beider Seiten:

Befürworter schulischer Inklusion finden, dass

  • der gemeinsame Unterricht für alle Schüler gut ist. Schüler mit Behinderung lernen so mehr als in der Förderschule und Schüler ohne Behinderung lernen nicht weniger viel, als in einer nicht-inklusiven Klasse.
  • Schüler ohne Behinderung an einer inklusiven Schule früh den Umgang mit Menschen mit Behinderung lernen. Dadurch entstehen weniger Berührungsängste und Vorurteile.
  • Schüler mit Behinderung dank inklusiver Bildung besser auf das spätere Leben und die Selbstständigkeit vorbereitet werden.

Kritiker schulischer Inklusion finden hingegen, dass

  • Schüler mit Behinderung an separaten Schulen (wie Förderschulen) besser unterstützt und gefördert werden können.
  • Schüler mit Behinderung das Lerntempo bremsen und den Ablauf des Unterrichts stören.
  • leistungsstärkere Schüler in einer inklusiven Klasse nicht ausreichend gefördert werden können.

Fazit

Obwohl es bereits seit zehn Jahren ein Recht auf inklusive Bildung gibt, ist die Umsetzung noch in vollem Gange und wird stark diskutiert. Kritiker wollen am deutschen, mehrgliedrigen Schulsystem festhalten. Befürworter inklusiver Pädagogik finden das bisherige Schulsystem viel zu starr. Aber: Das in der UN-BRK verbriefte Recht kann nur umgesetzt werden, wenn jede und jeder sich daran beteiligt, denn Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe - die neben der Schule auch den Arbeitsplatz und die Freizeit betrifft.