Sitzen geblieben? Das ist kein Beinbruch
Viele Schüler fürchten sich davor. Wie ihr die Angst produktiv nutzt und was euch erwartet - wir beantworten die wichtigsten Fragen
Viele Schüler fürchten sich davor. Wie ihr die Angst produktiv nutzt und was euch erwartet - wir beantworten die wichtigsten Fragen
Wer sitzen bleibt, wird nicht in die nächsthöhere Klasse versetzt und muss das Schuljahr wiederholen. Ob und wann das passiert, richtet sich nach den lokalen Versetzungsregeln, denn jedes Bundesland hat ein eigenes Schulgesetz und unterschiedliche Regelungen für
jede Schulform. Im Allgemeinen führen viele Fehlstunden oder mehrere Fünfen im Zeugnis zur Nichtversetzung. Manchmal lassen sich schlechte Noten durch gute Noten ausgleichen und man wird doch versetzt - ob das für euch gilt, könnt ihr den für euch geltenden Versetzungsregeln entnehmen. Einige Bundesländer haben das Sitzenbleiben weitestgehend abgeschafft, wie etwa Hamburg. In Bayern gilt das Sitzenbleiben hingegen als wichtiges bildungspädagogisches Instrument.
Pädagogen und Politiker sind sich da nicht einig. Befürworter aus dem bayerischen Bildungsministerium argumentieren beispielsweise, dass schon die Möglichkeit sitzenzubleiben Schüler zum Lernen animiere und setzen eine Abschaffung des Sitzenbleibens mit einem Freifahrtschein gleich. Bildungsforscher von der Freien Universität in Berlin halten dagegen: Studien zeigten, dass Sitzenbleiben als Strafe empfunden wird, dadurch das Selbstwertgefühl leide und es insgesamt einen negativen Effekt hat.
Und ein weiteres Argument haben die Gegner: Ehrenrunden sind teuer. Laut Bertelsmann-Stiftung geben die Bundesländer rund eine Milliarde Euro pro Jahr fürs Sitzenbleiben aus. Bildungsforscher fordern, das Geld lieber in Förderunterricht zu stecken.
Aber jetzt mal weg vom Makro- und hin zum Mikro-Level: euch selbst. Wenn ihr das Schuljahr wiederholen müsst, ergeben sich folgende Vor- und Nachteile:
Jedes Jahr bleiben etwa 2,5 Prozent der Schüler und Schülerinnen in Deutschland sitzen und müssen eine Ehrenrunde drehen. Überraschend kommt es für sie nicht, denn Schulen und Lehrer sind laut den meisten Schulgesetzen dazu verpflichtet, frühzeitig über die Leistungsentwicklung zu informieren, damit Fördermaßnahmen eingeleitet und die Versetzung gerettet werden kann. Sobald ihr im Zwischenzeugnis schlechte Noten habt oder euch Lehrer signalisieren, dass ihr den Sprung ins nächste Schuljahr wahrscheinlich nicht schafft, solltet ihr handeln! So könnt ihr in vielen Fällen vermeiden, dass ihr sitzen bleibt:
Wenn ihr intensiv lernt, könnt ihr in wenigen Wochen so viel Stoff nachholen, dass sich eure Leistung merklich verbessert und die Versetzung nicht mehr gefährdet ist.
Sitzenbleiben bedeutet viel Neues: neue Klasse, neue Mitschüler, neue Lehrer. Eine anstrengende und spannende Zeit, in der ihr eure alten Klassenkameraden nicht komplett vergessen solltet. Eure neuen Mitschüler brauchen womöglich einige Zeit, um mit euch warm zu werden. Schließlich seid ihr ganz neu in einer eingeschworenen Klassengemeinschaft. Präsentiert euch von eurer besten Seite, wiederholt die Fehler des letzten Schuljahres nicht und versucht Anschluss zu finden.
Haltet aktiv Kontakt zu euren alten Freunden, via Social Media und IRL. Geburtstage, Filmabende und Sportevents sind immer eine gute Gelegenheit, um die alten Klassenkameraden wiederzusehen. Die Pausen solltet ihr zwischen beiden Klassen aufteilen, damit ihr zu beiden Seiten Kontakt habt. Und macht nicht den Fehler, zu denken, dass ihr den Schulstoff schon ausreichend kennt und nicht mehr lernen müsst! Jeder Lehrer unterrichtet anders, bemüht euch deshalb schon von Anfang an darum, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Im besten Fall liegen eure Noten im zweiten Anlauf auf einem deutlich höheren Niveau, ihr gewinnt neue Freunde und behaltet die Alten.
Die Aussicht sitzen zu bleiben ist angsteinflößend. Versucht, die Angst als Ansporn zu sehen, und strengt euch in der Schule stärker an. Wenn es dennoch nicht klappt, ist Sitzenbleiben kein Weltuntergang. Ihr könnt den zweiten Anlauf aktiv nutzen, um euren Notenschnitt zu verbessern und euer Netzwerk zu erweitern.