Österreich
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eine gute Alternative?

Studieren in Österreich

Welche Vor- und Nachteile hat das Studieren in Österreich und was ist zu beachten? bigKARRIERE klärt euch auf.

Für deutsche Abiturienten, die lieber im Ausland studieren möchten, ist Österreich nicht ohne Grund die beliebteste Alternative. Viele der begehrten und in Deutschland beinahe schon unerreichbaren Studiengänge sind im Nachbarland nicht nur zulassungsfrei, studieren in Österreich funktioniert auch noch fast ohne Numerus Clausus. Studiengebühren gibt es, zumindest an staatlichen Bildungseinrichtungen unseres Nachbarlandes, auch nicht. Dazu kommt die komplett fehlende Sprachbarriere, sieht man mal von der charakteristischen Alpengrammatik und typisch-österreichischen Begriffen ab. Außerdem gibt es in Österreich zahlreiche Universitäts-Städte, die ihren Studenten so richtig etwas zu bieten haben: Neben Geschichte und Kultur sind das vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Studieren in Österreich lohnt sich also, wenn man sich ein wenig mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut macht. 

Student
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Österreich und Deutschland – Gemeinsamkeiten in den Systemen

Wenn ihr euch bereits im deutschen Hochschulsystem auskennt, dann wird euch das System in Österreich kaum überraschen. Wie in der Bundesrepublik gibt es das Diplomstudium auch im Nachbarland Österreich nicht mehr. Die Ausnahmen sind hier Medizin und Zahnmedizin. Ein Studium zum Bachelor dauert auch an österreichischen Hochschulen meist drei Jahre, für den Master müsst ihr beim Studieren in Österreich weitere zwei Jahre einplanen. Für eure im Studium erreichten Leistungen werden euch, wie in Deutschland auch, ECTS-Punkte vergeben. Dieses Punktesystem verdanken wir alle in Europa dem Bologna-Prozess. Es soll den Vergleich, die Übertragung sowie die Anerkennung und die Kombination von Studienleistungen erleichtern, wenn sie in verschiedenen Ländern erbracht worden sind. Studieren in Österreich bringt euch also auch dann etwas, wenn ihr in Deutschland euer Studium begonnen habt oder später dort beenden wollt.

Einfache Zulassung – doch es wird schwieriger

Denkbar einfach ist beim Studieren in Österreich die Zulassung zu einer staatlichen Universität. Für die meisten Studiengänge gilt für Abiturienten noch immer: anmelden, einschreiben und fertig. Natürlich gibt es auch die berühmten Ausnahmen von der Regel. Und leider werden sie beim Studieren in Österreich nun zahlreicher. Studiengänge mit Zulassungsbeschränkungen nehmen seit dem Jahr 2013 zu. Betroffen sind unter anderem Studiengänge in BWL, VWL, Informatik, Architektur und Raumplanung, Ernährungswissenschaften, Biologie, Pharmazie, Lehramt oder Wirtschaft und Recht. Aktuelle Übersichten, welche Studiengänge beim Studieren in Österreich und an den Universitäten mit Zulassungsbeschränkungen belegt sind, findet ihr im Internet oder direkt bei der Wunsch-Universität. An den privaten Hochschularten sind Beschränkungen bei der Zulassung bereits von vornherein die Regel. Wie in Deutschland auch, gibt es Aufnahmeverfahren. 

Vergleichsweise großzügig sind die Einschreibefristen beim Studieren in Österreich. Je nach Hochschule reichen sie von Juli bis Anfang September. Ein derart einfacher Zugang bedeutet jedoch nicht, dass ihr auch einen Abschluss erhaltet. Die meisten Universitäten des Alpenlandes haben eine Studieneingangs- und Orientierungsphase (STOEP). Und die sorgt dafür, dass sich Erstsemester ordentlich auf den Hosenboden setzen müssen. Nur wer am Ende des ersten Semesters sämtliche Prüfungen besteht, darf weiter studieren. Wer das nicht fertig bringt und durchfällt, für den ist das Fach, in dem er gestolpert ist, an der Hochschule gesperrt. 

Berge
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Keine Studiengebühren – aber nur an staatlichen Einrichtungen

Bisher werden beim Studieren in Österreich an den staatlichen Universitäten keine Studiengebühren erhoben. Das Thema ist zwar immer mal wieder in der Diskussion, aber keine Angst: Für absehbare Zeit wird sich am gebührenfreien Studium erst mal nichts ändern. Teuer wird es für euch aber auch an staatlichen Hochschulen, wenn ihr länger studiert als es erforderlich ist. Wird die für den betreffenden Studiengang vorgesehene Studienzeit, in Deutschland heißt das Regelstudienzeit, um mehr als zwei Semester überschritten, müsst ihr euch an den Kosten des Studiums beteiligen. Dann zahlt Ihr derzeit 363,63 Euro für jedes weitere Semester. Obligatorisch ist für Studenten in jedem Semester der ÖH-Beitrag. Seine Höhe ist bei 18,70 Euro festgeschrieben. Das Kürzel ÖH steht für Österreichische Hochschülerschaft, was die gesetzliche Vertretung für alle Studierenden ist. Im Beitrag eingeschlossen ist die für das Studieren in Österreich obligatorische Unfall- und Haftpflichtversicherung. 

Viel teurer als an staatlichen Universitäten kann das Studium übrigens an Fachschulen und privaten Universitäten in Österreich werden. Ausnahmslos alle privat geführten Einrichtungen verlangen Gebühren für jedes einzelne Semester. Sie beginnen beim derzeitigen Minimum von 363,63 Euro und können bis zu hunderten und sogar mehr als tausend Euro pro Semester reichen.

Bücherei
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Studentenleben in Österreich – äußerst vielfältig

Studentisches Leben ist vielfältig in Österreich. Zu den bei Studieren in allen Orten weltweit beliebten Kunst- und Kulturevents, kommen in Österreich eine unvergleichlich schöne Natur und Orte, die förmlich Geschichte atmen. Das gilt nicht nur für Wien, das unter den Top-Ten der beliebtesten Studentenstädte weltweit ganz vorn liegt und mit seiner einmaligen Theater-, Kunst- und Kneipenszene überzeugt. Raus in die traumhafte Natur geht es als Student in Innsbruck, wobei auch diese Stadt geschichtlich interessant ist. Eine lebendige Historie und eine unglaublich schöne Umgebung bietet die Mozartstadt Salzburg. Für Studenten in Graz gehören Radwanderungen in die Umgebung neben Kunst und Kultur zu den bevorzugten Beschäftigungen in der Freizeit. 

Wohnen wird teurer – doch es gibt Alternativen

Beim Studieren in Österreich habt ihr in Bezug auf das Wohnen die gleichen Probleme wie eure Kommilitonen in Deutschland. Denn österreichische Mieten unterscheiden sich kaum von denen in der Bundesrepublik. Im Schnitt sind sie sogar noch ein kleines bisschen höher. Wie tief ihr für das Wohnen in die Tasche greifen müsst, hängt – wie übrigens auch in Deutschland – von der Hochschule und dem von euch gewählten Studienort ab. Universitäten sind in der Republik Österreich ohne Ausnahme in den größeren Städten angesiedelt. Hier ist das Wohnen natürlich teuer. Fachhochschulen findet ihr dagegen eher im ländlichen Raum. Studierende wohnen dort für österreichische und auch für deutsche Verhältnisse wesentlich günstiger. 

Preiswerter lebt es sich in einer Wohngemeinschaft. Eine andere günstige Alternative beim Studieren in Österreich sind Wohnheime für Studenten. Hier müsst ihr euch zwar auf einen geringeren Standard einstellen, trotzdem sind Studentenwohnheime im Alpenland in der Regel ganz okay. Es gibt sogar Wohnheime mit einem gehobenen Standard, wie etwa von der STUWO. Das ist der Gemeinnützige Studentenwohnbau. Auch Stiftungen oder Christliche Verbände betreiben Wohnheime, in denen ihr auch als nicht konfessionell gebundene Studenten unterkommen könnt. Da die Zahl der Bewerber überall die Anzahl der Betten übersteigt, meldet ihr euch am besten bis zu einem Semester im Voraus an. Dann habt Ihr die bessere Aussicht auf preiswerte Plätze. 

Insgesamt solltet ihr bei Mietkosten in Österreich so rechnen: 

  • Wohnen im Studentenwohnheim: Ab etwa 200 Euro im Monat
  • Wohnen in einer Wohngemeinschaft: Ab etwa 300 Euro im Monat
  • Wohnen in der eigenen kleinen Wohnung: Ab etwa 400 Euro und mehr monatlich 

 

Nicht vergessen: In der eigenen Studentenbude kommen für euch dann noch Ausgaben für Strom, Internet sowie weitere Nebenkosten hinzu. 

Wien
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Wien

Berühmt und exzellent – die wichtigsten Unis in Österreich

In Österreich gibt es insgesamt 21 Universitäten, 13 privat geführte Universitäten und 22 Fachhochschulen. Die älteste und mit Abstand größte Hochschule des Alpenlandes ist die Universität Wien mit 94.000 Studierenden. Gegründet wurde sie im Jahr 1365. Sie hat den begründeten Ruf, die beste Universität des Landes zu sein. Auch in den internationalen Rankings belegt die Universität Wien seit Jahrzehnten vordere Plätze. Ebenfalls weit vorn in europa- und sogar weltweiten Rankings platziert sich die Medizinische Universität Wien. 

Für ein Studium in Österreich empfehlen sich außerdem

Die Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Im Jahr 1669 gegründet ist sie die zweitbeste Hochschule der Alpenrepublik. Hier bieten euch die Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät und die Philosophisch-Historische Fakultät Lehrinhalte, die ihr in Deutschland so wahrscheinlich nicht findet. 

Die Karl-Franzens-Universität in Graz. Die zweitälteste Universität wurde 1585 gegründet. Berühmt ist diese Hochschule für ihre Naturwissenschaftliche Fakultät. Sie brachte allein sieben Nobelpreisträger hervor, wie etwa den theoretischen Physiker Erwin Schrödinger, bekannt für das quantenphysikalische Gedankenexperiment "Schrödingers Katze".

Die Universität Mozarteum Salzburg dürfte euch interessieren, wenn ihr künstlerische Ambitionen habt. Neben Gesang und Instrumentalmusik lehrt man hier Musikpädagogik und bildnerische Erziehung auf Lehramt. Das sind zwei Studiengänge, die auch bei deutschen Studierenden besonders nachgefragt sind.

Die Johannes-Kepler-Universität Linz ist eine der jüngeren Hochschulen in Österreich. Gegründet wurde sie 1966. Wie der Name vermuten lässt, bietet diese Einrichtung so begehrte Studiengänge wie Informatik, Technische Mathematik und Rechentechnik. An der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät lehrt man unter anderem Soziologie, Sozialwirtschaft, Rechtswissenschaft, Volks- oder Betriebswirtschaft. 

Was Deutsche in Österreich studieren – und etwas Exotisches

Deutsche Abiturienten studieren in Österreich besonders gern Wirtschaft. Absolventen mit Abschlüssen von renommierten Universitäten, wie Linz oder Graz, sind nicht nur in Deutschland gefragt. Ganz weit vorn auf der Wunschliste für deutsche Studierende liegen die Studiengänge der Rechtswissenschaften und der Sozialwissenschaften. Auch deutsche Schulabgänger, die auf Lehramt im künstlerisch-pädagogischen Bereich studieren wollen, zieht es nach Österreich. Lehramts-Studiengänge sind wegen ihrer Inhalte beim Studieren in Österreich besonders gefragt. Es folgen neben Sport auch Kultur- und Sprachwissenschaften. Einen hohen Stellenwert bei den Studienwünschen der Deutschen nehmen die Medizinischen Universitäten des Nachbarlandes ein. Noch haben sie den Ruf, schneller und unkomplizierter die begehrten Studienplätze zu bieten.

Beim Studieren in Österreich könnt Ihr auch exotische Studiengänge finden: Die Johannes Kepler Universität bietet wirtschaftswissenschaftliche Andragogik, das ist die lebenslange Bildung von Erwachsenen. In Linz gibt es außerdem Studiengänge wie Bioinformatik, Datenanalytik oder Plastische Konzeption und Keramik.

Fazit

Studieren in Österreich ist nicht nur wegen der räumlichen Nähe und der Offenheit der Menschen gegenüber ausländischen Studenten attraktiv. Niedrige Hürden bei der Zulassung zum Studium und das unkomplizierte Einschreiben an den Universitäten begeistern deutsche Studierende mehr und mehr. Dazu kommen die hohe Qualität des Studiums und Abschlüsse, mit denen sich Absolventen sehen lassen können. Das alles macht studieren in Österreich attraktiv.